gotteswort - Reformation. Bild. Bibel.

"gotteswort - Reformation. Bild. Bibel" lautet das Jahresthema 2015 der Reformationsdekade der EKD, eine weitere Station auf dem Weg zum Reformationsjubiläum im Jahr 2017.
Anlässlich des 500. Geburtstages von Lukas Cranach dem Jüngeren kommt die Kunst der Reformationszeit in den Blick. Eine neue Wort- und Bildsprache entstand. Die Reformation war auch eine Medienrevolution.
Welche Bilder findet der Glaube heute und wie wird diese Botschaft durch Medien, Bild und Sprache vermittelt?
"Bibel und Bild" - ein prekäres Verhältnis für den Protestantismus, da seine Entstehung auch mit Bilderstürmerei einherging und das biblische Bilderverbot mitten in der bildversessenen Epoche der Renaissance wieder sehr ernst genommen wurde. Luther nimmt - wie meist - auch in dieser Frage eine Sonderstellung zwischen oder jenseits dieser radikalen Positionen ein. Dennoch führt die Zurückverweisung von Theologie und Kirche auf die biblischen Quellen zu einer Engführung. Sie wiederholt sich in der Fragestellung des Lutherjahres. Es könnte so scheinen, als ob die "Kunst" nur bei strenger Reduktion auf biblische Sujets und in Unterordnung unter das  "Wort" protestantisch gerechtfertigt wäre.
Spätestens in der Kunst der klassischen Moderne verschwindet dieser Bezug. Sei es, weil sie "abstrakt" wird, sei es, weil sie autonom sein will und sich ausdrücklich von der Unterstellung unter einen religiösen Auftrag emanzipiert. So war und ist immer noch das Gespräch zwischen Theologie und Kirche mit der zeitgenössischen Kunst abgebrochen oder in Nischen verdrängt. Oder es werden Künstler wie Chagall bevorzugt, weil sie - wenn auch mit modernen Gestaltungsmitteln - biblische Themen aufgreifen.
Deswegen ist es ein besonderes Anliegen im Programm der Stadtakademie, das Gespräch mit der autonomen, auch abstrakten Kunst der Moderne zu suchen. Dafür muss man aber bereit sein, sich von der Erwartung einer inhaltlichen Übersetzung biblischer Geschichten in die bildende Kunst zu lösen. Und dennoch gibt es starke spirituelle und religiöse Impulse selbst im Schaffen abstrakter Künstler/innen, wie sich zeigen wird.
Die Wahrnehmung und die Weltbeziehung der Künstler (das Verhältnis zur Schöpfung) kann davon geprägt sein. Oder sie erwarten vom Betrachter eine spirituelle Seh-Haltung, in der sie sich verwandeln lassen. Sie unterlaufen die besitzgierige Konsumeinstellung und wollen ein Achtungsverhältnis gegenüber der Eigenständigkeit aller Erscheinungen eröffnen.
Die Botschaft liegt hier in der Form und Gestaltungsart. Wie verhalten sich alle Bildelemente zueinander? Welchen Lebensrhythmus, welches Verhältnis von Sichtbarem und Unsichtbarem, von Greifbarkeit und Geheimnis setzen sie ins Werk? Wie kann das achtsame, unerschöpfliche Bildbetrachten zu einer Lebens haltung in allen Dingen werden?
In Zeiten, in denen der Bibelglaube (im wörtlichen Sinne) schwindet, können sie Einübungen in biblische Anliegen sein: Neue, achtsame Wahrnehmung der Natur, der sinnlichen Erscheinungen und der Mitmenschen. Realisierung von weltverbundener, nicht mehr weltbeherrschender Freiheit. Überwindung eines besitzergreifenden Weltverhältnisses, Erfahrung und Wahrung des  Welt-geheimnisses und schöpferischer Lebendigkeit. Letztlich Einübung in eine universale Empathie ("Liebe") im vorbehaltlosen Kontakt zu allen Dingen gegen die zerstörerische Weltverachtung heutiger Weltausbeutung -  auch bestimmter religiöser Einstellungen. In wesentlichen Strömungen der modernen Kunst kann man spüren, wie "der Geist weht, wo er will" und dass dies ein "Geist der Freiheit" ist, der allen Erscheinungen ihren Raum gibt und gönnt.
Um den Bezug zwischen beiden Sphären sichtbar zu machen, haben wir insbesondere Orte ausgesucht, an denen dieser ausdrücklich hergestellt wird. So in der Kirche Pax Christi und der Paramentenwerkstatt in Krefeld oder in der Ausstellung "Die Kathedrale" in der Malerei der Moderne und in der Kirche St. Andreas mit den Lüpertz-Fenstern in Köln. In der "Situation Kunst" in Bochum scheinen Künstler und Künstlerinnen im Zusammenwirken mit der postmodernen Architektur "heilige Orte" zu bauen. Wie modernes Bauen fähig ist, eine spirituelle Atmosphäre zu verwirklichen, soll ein Besuch im Museumsbau Columba in Köln vom Architekten Zumthor und in dessen Bruder-Klaus-Feldkapelle in der Eifel erschließen.
Begleitet werden diese Besuche vor Ort von einer Vortragsreihe die das  ganze Feld "Bild und Bibel", Bildhaftigkeit der Bibel, Protestantismus und bildende Kunst, Kirche und Kunst in der Moderne, Theologie und Bildtheorie entfaltet.
Es wird aber auch nicht an einer Rückkehr zu den reformatorischen Quellen fehlen.

Zukünftige Veranstaltungen

    « Vorheriger MonatNächster Monat »

    Es konnten leider keine Seminare im angegebenen Zeitraum gefunden werden.

    Bisherige Veranstaltungen

    « Vorheriger MonatNächster Monat »