Di, 9. Januar 2024, 18:30 Uhr

Evangelische Stadtakademie Bochum, Westring 26 c, 44787 Bochum

Prof. Dr. Linus Hauser

Jürgen Habermas und die politische Vernunft
Vortrag mit Diskussion in der Reihe: Identitätspolitik, Aktivismus und Populismus. Halbjahresauftakt mit Umtrunk

Gender- und Critical Race – Theory beziehen sich ausdrücklich auf die Kritische Theorie (der Gesellschaft) der Frankfurter Schule, wie sie vor allem von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno repräsentiert werden. Dass politische Bewegungen, die durch konkrete aktuelle oder historische Unrechtserfahrungen motiviert werden, nicht vor dem Umschlag in Terror und Diktatur gefeit sind, war beiden Autoren stets gegenwärtig. Jürgen Habermas gilt als der Denker, der den kritischen Impuls der Kritischen Theorie mit dem Gestaltungsauftrag einer Demokratie stets zu vermitteln gesucht hat. Derzeit warnt er angesichts des russischen Kriegs gegen die Ukraine vor dem Risiko eines durch identitären Moralismus geförderten Bellizismus und mahnt gesellschafts- und wissenschaftspolitisch die bleibende universale Geltung des aufklärerischen Programms vernunftgeleiteter Praxis an.
 
 
Linus Hauser war, nach Stationen in Frankfurt, Bistum Münster und Freiburg i.B., von 1996 bis 2016 Professor für Systematische Theologie an der Justus-Liebig- Universität in Gießen. Sein Schwerpunkt ist die Erforschung von „Neomythen“, die er im Kontext einer Theorie der Moderne in seiner dreibändigen Kritik der neomythischen Vernunft (2004 – 2016) in kulturgeschichtlicher Perspektive darstellt. Wesentliche Arbeiten davor beziehen sich auf Immanuel Kant und die moderne Wissenschaftsphilosophie und ihre theologische Bedeutung. Im Januar 2011 wurde Hauser bei ihrer Gründungsversammlung zum Vorsitzenden der Christlich-Ezidischen Gesellschaft für Zusammenarbeit in Forschung und Wissenschaft (e.V.) gewählt und hatte diesen Vorsitz bis zum 26. Oktober 2013 inne.
 
Der Vortrag findet im Rahmen der Reihe Identitätspolitik, Aktivismus und Populismus statt.
Die Demokratie der Bundesrepublik Deutschland funktioniert auch in einer Zeit schwerer Krisen auffallend gut: Die Bürger wählen meist mehrheitlich nach wie vor diejenigen bürgerlichen Parteien, die grundsätzlich miteinander koalieren können. Bei der Gesetzgebung arbeiten Regierung und Opposition in einzelnen Fällen zusammen. Die Medien sind in ihrer Berichterstattung frei. Die Sicherheitsbehörden reagieren auf außerparlamentarischen Protest rechtsstaatlich und verhältnismäßig. Die Bürger sind zwar politisiert, agieren aber Protest und Zustimmung friedlich aus.
Beklagt wird allerdings ein rau gewordenes Gesprächsklima. Debatten entzünden sich vornehmlich an Themen, die unter der Gesamtüberschrift „Identitätspolitik“ verhandelt werden. Es geht um Geschlechterbeziehungen, kulturelle Homogenität und natürliche Lebensgrundlagen. Die zentralen Kampfbegriffe sind: „Sexismus“, „Rassismus“ und „Klimakatastrophe“. Diese werden vorrangig in der Form von Populismus und Aktivismus ausagiert. Bei aller Breite und Leidenschaft der Debatte bedarf es allerdings auch der kritischen Selbstprüfung, ob diese Diskussionen tatsächlich die entscheidenden Gegenwartsfragen treffen.
Mit der Veranstaltungsreihe „Identitätspolitik, Aktivismus und Populismus“ möchte die Evangelische Stadtakademie Bochum zu einer gleichermaßen sachlich informierten wie kritisch argumentierenden Debatte und damit zur Meinungsbildung beitragen. Die Vorträge widmen sich exemplarisch einzelnen Personen, in denen sich einschlägige thematische Fragen besonders verdichten. Zwei exemplarische Abende widmen den Phänomenen „Wokismus“ und „Gender Pay- Gap“. Ein Vortrag setzt sich mit der Frage auseinander, ob angesichts der Dominanz dieser Kulturthemen nicht die Bedeutung geopolitischer Realpolitik unterschätzt und die Zukunft der Freiheit fahrlässig gefährdet wird.
Kosten5,- €, erm. 3.00 €
Studenten und Bürgergeldempfänger haben freien Eintritt.
Termine09.01.2024 18:30 - 20:00 Uhr

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