Mi, 6. November 2024, 19:00 Uhr
Melanchthonkirche, Melanchthonsaal, Königsallee 48, 44778 Bochum
Dr. Rudolf Tschirbs und Martin Röttger
Die Ehe im Film: Film 2. Francois Ozon: Fünf mal z..., 2004
Drei Filmabende mit Diskussion
Thema des FilmForums ist in diesem Halbjahr: Die Ehe im Film. Der dritte Termine ist: 4.12.24. Film 3. Asgar Farhadi: Le Passé. Das ..., 2014. Einführung Die Weltliteratur ist bevölkert mit scheiternden Ehefrauen, wohl eines der größten Themen der Literaturgeschichte: Tolstois Anna Karenina, Gustave Flauberts Madame Bovary, Theodor Fontanes Effie Briest. Ebenso berühmt scheinen jene Geschichten, wo es erst gar nicht zur Eheverbindung kommt: Dante und Beatrice, Petrarca und Laura, Werther und Lotte. Die Literaturgeschichte der Ehe ist die Geschichte eines Dilemmas. Dabei ist es das Aufzeigen des Scheiterns, der Untreue, der Unvereinbarkeiten, die ihren Reiz ausmachen, den Lesern aber auch vor Augen führen, wohin die Überfrachtung mit Erwartungen, aber auch der Schritt vom Wege (der Titel einer Fontane-Verfilmung) führen können. Goethe macht es sich in seinen „Wahlverwandtschaften“ nicht leicht, wenn er erklärt: Wer liebt, hat unbedingt recht. Aber die heiligste Bewegung der Welt wirft die Ordnung der Menschen zusammen. Eine solche Ordnung sei die Ehe. Die Arbeitsteilung in der bürgerlichen Ehe, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts herausbildete, in der der Mann zum Helden der Gesellschaft wurde und die Frau als gute Fee über den Haushalt herrschte, erscheint uns Heutigen wie eine Anleitung zum Unglücklichsein. Da war kein Platz für den Blitz eines flüchtigen Eindrucks, wie ihn der Flaneur in Baudelaires berühmtem Gedicht „A une passante“ empfindet; soll derjenige, der durch den Blick der fremden Schönen soeben wie neugeboren schien, „dich erst in der Ewigkeit wiedersehen“? Halten wir für unsere kleine Filmreihe vorläufig fest, dass es auch in der Filmgeschichte kein ewiges Eheglück zu geben scheint. Es liegt wohl daran, dass sich daraus auch keine erzählbaren Geschichten nach dramaturgischen Regeln erzählen ließen. Vielleicht einzig die tragische Komödie, die Michael Curtiz in „Casablanca“ erzählt: Zwischenzeitliche Erfüllung der Liebenden, dann Verzicht für ein höheres, hier politisches Ziel. Doch damit sind wir bereits bei dem lange gültigen Hollywood-Codex, der den Fehltritt nicht visualisieren durfte. Zwischen den Szenen des Wiedersehens von Bogart und der Bergman muss etwas passiert sein, denn nach einem Schnitt gibt es“ eine Zigarette“ danach, wie der aufmerksame Kinobesucher registrierte. Nutzen wir das als Überleitung zur Filmkunst eines Ernst Lubitsch. Film 2. Francois Ozon: Fünf mal z..., 2004 Regie: Francois Ozon Frankreich 2004, 90 min. Mit: Valeria Bruno Tedeschi, Stéphane Freiss, Francoise Fabian, Michael Lonsdale Ein genialer Verfremdungseffekt: Die Ehegeschichte wird rückwärts erzählt, in fünf Großsequenzen. Beim Scheidungsanwalt fragen wir uns, wie es zur Trennung kommen musste. Ein Dinner mit Freunden, die Geburt eines gemeinsamen Kindes, die Hochzeit und schließlich: das Kennenlernen am Urlaubsstrand. Es kommt alles vor, was wir als Glück in der Liebe, ja in der Ehe erwarten, und doch ist es mit dem Koeffizienten des Antiheroischen, des Brüchigen versehen. Auch hier sind wir Zuschauer diejenigen, die, im Schwanken zwischen Kontingenz und Kausalität, die uns bei allen Geschichtenkonstruktionen begleiten, Stellung beziehen müssen, die Zwischenräume, auch mit eigenen Erfahrungen, anfüllen. Ein Steilpass für eine anregende Diskussion, die bei unseren Vorführungen immer wieder beglücken. Erkennbar bezieht Ozon sich auf den Film des großen Ingmar Bergman „Szenen einer Ehe“ von 1975, der sich wegen seiner Überlänge nur schwerlich in unser Format einbauen lässt. | |
Kosten | Der Eintritt ist frei. |
Termine | 06.11.2024 19:00 - 21:30 Uhr |