Mi, 9. Oktober 2024, 19:00 Uhr

Melanchthonkirche, Melanchthonsaal, Königsallee 48, 44778 Bochum

Dr. Rudolf Tschirbs und Martin Röttger

Die Ehe im Film: Film 1. Ernst Lubitsch: Engel, mit Marlene Dietrich, 1937
Drei Filmabende mit Diskussion

Thema des FilmForums ist in diesem Halbjahr: Die Ehe im Film.
 
Die beiden folgendenTermine sind: 6.11., 4.12.24.
Film 2. Francois Ozon: Fünf mal z.., 2004;
Film 3. Asgar Farhadi: Le Passé. Das ..., 2014.
 
Einführung
Die Weltliteratur ist bevölkert mit scheiternden Ehefrauen, wohl eines der größten Themen der Literaturgeschichte: Tolstois Anna Karenina, Gustave Flauberts Madame Bovary, Theodor Fontanes Effie Briest. Ebenso berühmt scheinen jene Geschichten, wo es erst gar nicht zur Eheverbindung kommt: Dante und Beatrice, Petrarca und Laura, Werther und Lotte. Die Literaturgeschichte der Ehe ist die Geschichte eines Dilemmas. Dabei ist es das Aufzeigen des Scheiterns, der Untreue, der Unvereinbarkeiten, die ihren Reiz ausmachen, den Lesern aber auch vor Augen führen, wohin die Überfrachtung mit Erwartungen, aber auch der Schritt vom Wege (der Titel einer Fontane-Verfilmung) führen können. Goethe macht es sich in seinen „Wahlverwandtschaften“ nicht leicht, wenn er erklärt: Wer liebt, hat unbedingt recht. Aber die heiligste Bewegung der Welt wirft die Ordnung der Menschen zusammen. Eine solche Ordnung sei die Ehe.
Die Arbeitsteilung in der bürgerlichen Ehe, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts herausbildete, in der der Mann zum Helden der Gesellschaft wurde und die Frau als gute Fee über den Haushalt herrschte, erscheint uns Heutigen wie eine Anleitung zum Unglücklichsein. Da war kein Platz für den Blitz eines flüchtigen Eindrucks, wie ihn der Flaneur in Baudelaires berühmtem Gedicht „A une passante“ empfindet; soll derjenige, der durch den Blick der fremden Schönen soeben wie neugeboren schien, „dich erst in der Ewigkeit wiedersehen“?
Halten wir für unsere kleine Filmreihe vorläufig fest, dass es auch in der Filmgeschichte kein ewiges Eheglück zu geben scheint. Es liegt wohl daran, dass sich daraus auch keine erzählbaren Geschichten nach dramaturgischen Regeln erzählen ließen. Vielleicht einzig die tragische Komödie, die Michael Curtiz in „Casablanca“ erzählt: Zwischenzeitliche Erfüllung der Liebenden, dann Verzicht für ein höheres, hier politisches Ziel. Doch damit sind wir bereits bei dem lange gültigen Hollywood-Codex, der den Fehltritt nicht visualisieren durfte. Zwischen den Szenen des Wiedersehens von Bogart und der Bergman muss etwas passiert sein, denn nach einem Schnitt gibt es“ eine Zigarette“ danach, wie der aufmerksame Kinobesucher registrierte. Nutzen wir das als Überleitung zur Filmkunst eines Ernst Lubitsch.
 
Film 1. Ernst Lubitsch: Engel, mit Marlene Dietrich, 1937
Regie: Ernst Lubitsch
USA 1937, 98 min.
Mit: Marlene Dietrich, Herbert Marshall, Melvyn Douglas, Edward Everett Horton
Der amerikanische Diplomat Anthony Hatton lernt in Paris in einem Salon eine schöne Unbekannte kennen, mit der er einen unvergesslichen Nachmittag verbringt, bevor sie verschwindet. In London trifft Hatton seine alten Freund, den britischen Diplomaten Sir Frederick. Dessen Gattin ist die schöne Unbekannte. Als er einer Einladung zum Essen im Haus seines Freundes folgt, erleben wir eine Inszenierung einer Dreierkonstellation auf höchstem filmsprachlichen Niveau. Die Herkunft des weltberühmten deutschen Regisseurs Lubitsch aus dem Stummfilm – er wurde als erster Deutsche schon 1922 nach Hollywood berufen – beweist sich nicht bei Tisch, sondern in der Küche, wo sich auf den Tellern der Protagonisten zum Erstaunen des Kammerdieners indirekt der Seelenzustand der Drei widerspiegelt. Film ist Visualisierung, nicht verfilmtes Theater, wie uns die großen Filmtheoretiker bekehren. Die Dinge müssen miteinander kommunizieren.
Kosten
Der Eintritt ist frei.
Termine09.10.2024 19:00 - 21:30 Uhr