Mi, 7. Februar 2024, 19:00 Uhr

Melanchthonkirche, Gemeindehaus, Königsallee 48, 44778 Bochum ,

Dr. Rudolf Tschirbs und Martin Röttger

Die jungen Jahre im Film - Teil 1/3 Amarco…
Film und Nachgespräch

Der Film:
Amarco...
Regie. Federico Fellini
Italien 1973, 127 min.
Mit Puppella Maggio, Amando Brancia, Luigi Rossi, Bruno Zandin
Der Titel des Films geht auf den Dialekt Riminis zurück: „Ich erinnere mich.“ Die Handlung spielt zur Zeit des italienischen Faschismus in der provinziellen Adriastadt, der Heimat des Regisseurs. Es gibt keine stringente Handlung, die Sequenzen werden arrangiert, der Schauwert dominiert. Die Schrecken des Faschismus werden in der Alltagswelt der kleinen Akteure zunächst ausgeblendet: Bei Tisch, in der Familie, im Beichtstuhl, in der jugendlichen Peergroup überwiegen die ebenso liebenswerten wie höchst skurrilen Momente. Erotische Obsessionen und Übergriffe werden durch poetische Bilder abgefedert. Der Film erscheint wie ein Märchen, in dem der liebevoll gezeichnete Mikrokosmos von Verwandten, Bekannten und Käuzen entfaltet wird. Allmählich werden die unmenschlichen Methoden der Faschisten thematisiert: Ein Kritiker meinte wohl zu Recht, dass der Faschismus, der die Gesellschaft infantilisiere, eine Form der Unreife darstellte, welche die italienische Gesellschaft noch immer präge.
Oscar für den besten fremdsprachlichen Film 1975.
 
Die Reihe:
Die jungen Jahre im Film
Die Spanne zwischen Kindheit und Adoleszenz ist ein beliebter Zeitraum in der internationalen Film-Produktion. „Zeitraum“, Chronotopos, meint hier buchstäblich die Entfaltung der Merkmale einer Epoche, einer historischen Zeit und, in einem nationalen Rahmen, in einem prägenden sozialen Feld. Dabei treten die zeit- und landschaftstypischen Handlungselemente ebenso hervor wie jene Adoleszenz-Phänomene, die wohl charakteristisch sind für Jugend-Kulturen mit ihrem Spannungsverhältnis zwischen erotischem Aufbruch und fehlenden Verwirklichungsmöglichkeiten.
Unterstrichen wird dieses Stadium der „Unreife“ über die Perspektive von Titta Biondi in einem imaginiertem Rimini in der Zeit des italienischen Faschismus zwischen dem Frühjahr 1933 und dem Frühjahr 1934, mit den Augen von Johannes Jojo Betzler als Hitlerjunge in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges, über das Milieu einer nordtexanischen Kleinstadt im November 1951. Dass es herausragende Regisseure sind, die sich der jeweiligen Sujets annehmen, garantiert einen vorurteilslosen Blick in die Tiefen der Zeitgeschichte; dass es die Mittel der Komödie, der satirischen Tragödie und des Melodrams sind, derer sich der Italiener Federico Fellini, der Neuseeländer Taika Waititi und der US-Amerikaner Peter Bogdanovitch bedienen, verspricht einen jeweils ungewohnten Zugang zur biografischen Epoche der Jugend. Die Erkundungen der Regisseure in die Vergangenheit wirken wie Träumereien, die auch ältere Zuschauer in die Jahre ihres Aufbruchs zurückzuversetzen vermögen.
Kosten
Der Eintritt ist frei.
Termine07.02.2024 19:00 - 21:45 Uhr