Di, 23. Januar 2024, 18:30 Uhr

Evangelische Stadtakademie Bochum Westring 26c, 44787 Bochum

Dr. Michael Lüders

FÄLLT AUS Reden wir über die richtigen Themen? Realpolitik im Zeichen geopolitischer Herausforderungen
Vortrag und Diskussion in der Reihe: Identitätspolitik, Aktivismus und Populismus

In seinem neuesten Buch „Moral über alles?" problematisiert Michael Lüders die vor allem in Deutschland geführten Moraldiskurse. Die öffentliche Debatte, die politischen Auseinandersetzungen und die Berichterstattung in den Medien werden beherrscht von identitätspolitischen und moralischen Anliegen. Zur gleichen Zeit finden globale Umwälzungen statt, die mit Klimawandel, Pazifismus und Antidiskriminierung nichts oder nur sehr wenig direkt zu tun haben. Geopolitische und wirtschaftliche Beziehungen sind in weltweitem Maßstab in eine Dynamik geraten, die den Wohlstand und die Stabilität Europas und speziell Deutschlands gefährden. Diese geopolitischen und weltwirtschaftlichen Umwälzungen sind geeignet, die in westlichen Ländern leidenschaftlich geführten Diskussionen obsolet werden zu lassen. Die bei uns dominanten Debatten sind möglicherweise nicht nur milieuspezifische Luxusdiskurse; im schlimmsten Falle tragen sie vielmehr zur Negativentwicklung der Zukunft des Westens im Allgemeinen und Deutschlands im Besonderen ursächlich bei. Es bedarf der Erkenntnis, Formulierung und Wahrnehmung realpolitischer Interessen, um Freiheit und Wohlstand auf Dauer zu sichern.
 
 
Michael Lüders studierte arabische Literatur in Damaskus, Islamwissenschaften, Politologie und Publizistik in Berlin. Promotion über das ägyptische Kino. Dokumentarfilme für SWR und WDR. Langjähriger Nahostkorrespondent der Wochenzeitung DIE ZEIT. Er lebt als Politikberater, Publizist und Autor in Berlin.
 
Der Vortrag findet im Rahmen der Reihe Identitätspolitik, Aktivismus und Populismus statt.
Die Demokratie der Bundesrepublik Deutschland funktioniert auch in einer Zeit schwerer Krisen auffallend gut: Die Bürger wählen meist mehrheitlich nach wie vor diejenigen bürgerlichen Parteien, die grundsätzlich miteinander koalieren können. Bei der Gesetzgebung arbeiten Regierung und Opposition in einzelnen Fällen zusammen. Die Medien sind in ihrer Berichterstattung frei. Die Sicherheitsbehörden reagieren auf außerparlamentarischen Protest rechtsstaatlich und verhältnismäßig. Die Bürger sind zwar politisiert, agieren aber Protest und Zustimmung friedlich aus.
Beklagt wird allerdings ein rau gewordenes Gesprächsklima. Debatten entzünden sich vornehmlich an Themen, die unter der Gesamtüberschrift „Identitätspolitik“ verhandelt werden. Es geht um Geschlechterbeziehungen, kulturelle Homogenität und natürliche Lebensgrundlagen. Die zentralen Kampfbegriffe sind: „Sexismus“, „Rassismus“ und „Klimakatastrophe“. Diese werden vorrangig in der Form von Populismus und Aktivismus ausagiert. Bei aller Breite und Leidenschaft der Debatte bedarf es allerdings auch der kritischen Selbstprüfung, ob diese Diskussionen tatsächlich die entscheidenden Gegenwartsfragen treffen.
Mit der Veranstaltungsreihe „Identitätspolitik, Aktivismus und Populismus“ möchte die Evangelische Stadtakademie Bochum zu einer gleichermaßen sachlich informierten wie kritisch argumentierenden Debatte und damit zur Meinungsbildung beitragen. Die Vorträge widmen sich exemplarisch einzelnen Personen, in denen sich einschlägige thematische Fragen besonders verdichten. Zwei exemplarische Abende widmen den Phänomenen „Wokismus“ und „Gender Pay- Gap“. Ein Vortrag setzt sich mit der Frage auseinander, ob angesichts der Dominanz dieser Kulturthemen nicht die Bedeutung geopolitischer Realpolitik unterschätzt und die Zukunft der Freiheit fahrlässig gefährdet wird.
Kosten5,- €, erm. 3.00 €
Freier Eintritt für Studenten und Empfänger von Bürgergeld.
Termine23.01.2024 18:30 - 20:00 Uhr