Di, 21. November 2023, 18:30 Uhr

Evangelische Stadtakademie Bochum, Westring 26c, 44787 Bochum

Prof. Dr. Cinur Ghaderi

WIRD VERSCHOBEN AUF DEN HERBST 2024 Wer oder was ist eigentlich „woke“?
Vortrag mit Diskussion

Die Reihe: Identitätspolitik, Aktivismus und Populismus
Leitung: Prof. Dr. Dieter Beese
Die Demokratie der Bundesrepublik Deutschland funktioniert auch in einer Zeit schwerer Krisen auffallend gut: Die Bürger wählen nach wie vor diejenigen bürgerlichen Parteien, die grundsätzlich miteinander koalieren können. Bei der Gesetzgebung arbeiten Regierung und Opposition in einzelnen Fällen zusammen. Radikale Parteien können sich zur Wahl stellen, kommen aber über parlamentarische Randphänomene nicht hinaus und werden als Regierungsparteien abgelehnt. Die Medien sind in ihrer Berichterstattung frei. Die Sicherheitsbehörden reagieren auf außerparlamentarischen Protest rechtsstaatlich und verhältnismäßig. Die Bürger sind zwar politisiert, agieren aber Protest und Zustimmung friedlich aus. Beklagt wird allerdings ein rau gewordenes Gesprächsklima. Debatten entzünden sich vornehmlich an Themen, die unter der Gesamtüberschrift „Identitätspolitik“ verhandelt werden. Es geht um Geschlechterbeziehungen, kulturelle Homogenität und natürliche Lebensgrundlagen. Die zentralen Kampfbegriffe sind: „Sexismus“, „Rassismus“ und „Klimakatastrophe“. Diese werden vorrangig in der Form von Populismus und Aktivismus ausagiert. Bei aller Breite und Leidenschaft der Debatte bedarf es allerdings auch der kritischen Selbstprüfung, ob diese Diskussionen tatsächlich die entscheidenden Gegenwartsfragen treffen.
Mit der Veranstaltungsreihe „Identitätspolitik, Aktivismus und Populismus“ möchte die Evangelische Stadtakademie Bochum zu einer gleichermaßen sachlich informierten wie kritisch argumentierenden Debatte und damit zur Meinungsbildung beitragen. Die Vorträge widmen sich exemplarisch einzelnen Personen, in denen sich einschlägige thematische Fragen besonders verdichten. Zwei Abende widmen den Phänomenen „Wokismus“ und „Gender Pay- Gap“. Ein Vortrag setzt sich mit der Frage auseinander, ob angesichts der Dominanz dieser Kulturthemen nicht die Bedeutung geopolitischer Realpolitik unterschätzt und die Zukunft der Freiheit fahrlässig gefährdet wird.
 
Teil 4: Wer oder was ist eigentlich „woke“?
Das Prädikat „woke“ (erwacht, wachsam) changiert zwischen positiver Selbstbeschreibung, die inzwischen rückläufig ist, und kritisch-polemischer Zuschreibung. Er geht auf die Sozialkritik der Bürgerrechtsbewegung der 30er Jahre in den USA zurück, die zugleich auch Rassismuskritik war. Seit der Ermordung des 18jährigen Afroamerikaners Michael Brown durch Polizeibeamte ist „woke“ zu einem Programmbegriff der Black-Lives-Matter-Bewegung in den USA geworden. Sein Bedeutungsgehalt und seine Assoziationswirkung reichen über diesen Anlass längst hinaus. Inzwischen verbindet sich mit „wokeness“ die konservative Kritik an „cancel culture“, „political correctness“ und „Genderwahnsinn“. Die Kampfbegriffe transportieren den latenten Vorwurf an die gesellschaftliche und politische Linke, die Gesellschaft zu spalten und eine elitäre weltanschauliche Diktatur zu errichten, die den „Normalbürger“ westlicher Staaten als Rassisten und Sexisten der kollektiven Ächtung preisgibt.
Cinur Ghaderi ist als Professorin im Lehrgebiet Psychologie am Fachbereich Soziale Arbeit an der Ev. Hochschule Bochum RWL tätig und ist seit 2019 Prorektorin für Forschung, Transfer und Internationales. Nach dem Studium der Psychologie und einer Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin hat sie im "Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge" (PSZ) in Düsseldorf gearbeitet. Sie promovierte an der Fakultät für Sozialwissenschaften, Lehrstuhl für Geschlechter- und Sozialstrukturforschung der Ruhr-Universität-Bochum zum Thema der politischen Identität. Sie ist Initiatorin und war Co-Leiterin des DAAD-geförderten bi-nationalen Forschungs-projektes der Fachbereiche Soziale Arbeit zwischen der EvH RWL und der University of Sulaimani/ Kurdistan Region of Iraq unter dem Titel CoBoSUnin (2016-2019). Ihre Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind: Migration, Flucht, Geschlecht, (Politische) Identität, Transkulturelle Psychotherapie, Internationale Soziale Arbeit in Kriegs-und Krisenregionen (Fokus Kurdistan Region Irak). Sie ist u.a. Vorstandsmitglied des DTPPP e.V. (Dachverband der transkulturellen Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im deutschsprachigen Raum), Beiratsmitglied der SchlaU-Werkstatt für Migrationspädagogik in München, Beiratsmitglied des Wissenszentrum Interkultur (WZI), Beiratsmitglied des Hochschulnetzwerk NRW (HN NRW) sowie Mitglieds des Rates für Migration e.V.
Kosten5,- €, erm. 3.00 €
Studenten und Empänger von Bürgergeld haben freien Eintritt.
Termine21.11.2023 18:30 - 20:00 Uhr