Fr, 29. September 2023, 18:30 Uhr

Evangelische Stadtakademie Bochum, Westring 26c, 44787 Bochum

Prof. Dr. Tatjana Schönwälder

Judith Butler und die Gendertheorien
Vortrag mit Diskussion

Die Reihe: Identitätspolitik, Aktivismus und Populismus
Die Demokratie der Bundesrepublik Deutschland funktioniert auch in einer Zeit schwerer Krisen auffallend gut: Die Bürger wählen nach wie vor diejenigen bürgerlichen Parteien, die grundsätzlich miteinander koalieren können. Bei der Gesetzgebung arbeiten Regierung und Opposition in einzelnen Fällen zusammen. Radikale Parteien können sich zur Wahl stellen, kommen aber über parlamentarische Randphänomene nicht hinaus und werden als Regierungsparteien abgelehnt. Die Medien sind in ihrer Berichterstattung frei. Die Sicherheitsbehörden reagieren auf außerparlamentarischen Protest rechtsstaatlich und verhältnismäßig. Die Bürger sind zwar politisiert, agieren aber Protest und Zustimmung friedlich aus. Beklagt wird allerdings ein rau gewordenes Gesprächsklima. Debatten entzünden sich vornehmlich an Themen, die unter der Gesamtüberschrift „Identitätspolitik“ verhandelt werden. Es geht um Geschlechterbeziehungen, kulturelle Homogenität und natürliche Lebensgrundlagen. Die zentralen Kampfbegriffe sind: „Sexismus“, „Rassismus“ und „Klimakatastrophe“. Diese werden vorrangig in der Form von Populismus und Aktivismus ausagiert. Bei aller Breite und Leidenschaft der Debatte bedarf es allerdings auch der kritischen Selbstprüfung, ob diese Diskussionen tatsächlich die entscheidenden Gegenwartsfragen treffen.
Mit der Veranstaltungsreihe „Identitätspolitik, Aktivismus und Populismus“ möchte die Evangelische Stadtakademie Bochum zu einer gleichermaßen sachlich informierten wie kritisch argumentierenden Debatte und damit zur Meinungsbildung beitragen. Die Vorträge widmen sich exemplarisch einzelnen Personen, in denen sich einschlägige thematische Fragen besonders verdichten. Zwei Abende widmen den Phänomenen „Wokismus“ und „Gender Pay- Gap“. Ein Vortrag setzt sich mit der Frage auseinander, ob angesichts der Dominanz dieser Kulturthemen nicht die Bedeutung geopolitischer Realpolitik unterschätzt und die Zukunft der Freiheit fahrlässig gefährdet wird.
 
Teil 2: Judith Butler und die Gendertheorien
In ihrem Buch „Gender Trouble“ hat Judith Butler 1990 eine kritische Diskussion des Feminismus angestoßen und Ernst gemacht mit dem Satz Simone de Beauvoirs: „Als Frau wird man nicht geboren. Zur Frau wird man gemacht.“ Die Beobachtung von Hass und Gewalt gegenüber Menschen, die von den gesellschaftlich akzeptierten Mustern der Heterosexualität abweichen, hat Butler zur radikalen Infragestellung vermeintlich biologisch konstituierter Geschlechteridentitäten geführt. Ihr Impuls zur Überwindung von Heterosexualität als Zwangssystem ist auf große globale Resonanz gestoßen.
(Foto: LMU München)
Tatjana Schönwälder vertritt derzeit die Professur für Philosophie und Ethik in Schule und Gesellschaft an der Universität Wien. Sie ist apl. Prof.in an der LMU München. Studium der Philosophie, Psychologie und Logik und Wissenschaftstheorie; Dr. phil. mit einer Arbeit zu Sartres Ethik; Habilitation über Theoriebildung in der praktischen Philosophie am Beispiel Kants. Sie war Heisenbergstipendiatin der DFG, als solche Gastwissenschaftlerin und -dozentin am Institut für Sozialforschung in Frankfurt und an der UC Berkeley. Weitere Lehraufträge, Gast- bzw. Vertretungsprofessorin an zahlreichen Universitäten im In- und Ausland. Ihre Forschungen mit zunehmendem Schwerpunkt im Post-Strukturalismus versteht sie als Beitrag zu einer kritischen Ontologie der Gegenwart.
Kosten5,- €, erm. 3.00 €
Studenten und Empänger von Bürgergeld haben freien Eintritt.
Termine29.09.2023 18:30 - 20:00 Uhr