Mi, 6. September 2023, 19:00 Uhr

Melanchthonkirche, Gemeindehaus, Königsallee 48, 44778 Bochum

Dr. Rudolf Tschirbs und Martin Röttger

FilmForum - Stille Heldinnen, Teil 1 v. 3
Filmabende mit Diskussion

Stille Heldinnen
Ebenso wie die Welt der Literatur durch Romane und Erzählungen vermag es die Filmkunst, den Blick auf die von narrativen und historiographischen Traditionen oft übersehene Lebensleistung weiblicher Protagonisten zu richten. Hier soll es indes nicht um Auftritte auf der politischen Bühne gehen, sondern um das Wirken in begrenzteren Räumen, wo Kenntnisse und Kompetenzen aus den frühen Phasen der Biographie erwachsen und in zugespitzten gesellschaftlichen Konstellationen bislang unbekannte Handlungsräume eröffnen. Dass dabei Widerstände der Traditionen, des Gesellschaftlichen, des Familiären überwunden werden müssen, versteht sich von selbst. Unsere Heldinnen müssen zu Herrinnen ihrer eigenen Geschichte werden, aus den Zwängen ihrer Vorgegebenheiten heraustreten, um ihre herausragenden Beiträge zu einer Geschichte ihrer kulturellen Felder zu inszenieren oder, einsam, ein zutiefst familiäres Problem zu lösen.
 
Teil 1
Babettes ...
Regie: Gabriel Axel
Dänemark 1987, 99 min.
Nach einer Erzählung von Karen Blixen
Mit Stéphane Audran, Brigitte Federspiel, Bodil Kjer, Jarl Kulle
Karen Blixens Erzählungen zählen zu den Meisterwerken der Weltliteratur. Die 1885 in Dänemark geborene Dichterin, die auch unter dem Namen Tania Blixen und Isak Dinesen publizierte, schrieb überwiegend auf Englisch. Ihren Erinnerungsband über ihre Zeit als Kaffee-Farmerin in Britisch-Ostafrika wurde auch durch die Verfilmung „Jenseits von Afrika“ ein Welterfolg, ihre wahre Meisterschaft aber zeigte sie in Novellen, in denen sie historische Zeiten und geographische Räume durchschritt. 1954 und 1962 war sie für den Literatur-Nobelpreis im Gespräch, der dann Ernest Hemingway bzw. John Steinbeck zugesprochen wurde.
„Babettes Fest“ ist ein dänischer Film nach ihrer Novelle „Babettes Gastmahl“ (1887) von Gabriel Axel verfilmt, mit dem Oscar als bester fremdsprachiger Film ausgezeichnet. Die beiden Schwestern Martina und Philippa, Töchter eines Dorfpastors im dänischen Jütland, sorgen nach dem Tod ihres Vaters für den Zusammenhalt ihrer freilich gern zerstrittenen Gemeinde. Zweimal bricht die europäische Kultur in das Gemeindeleben ein: durch den französischen Opernsänger Achille Papin und später durch die flüchtende Kommunardin Babette Harsant (1872), eine ehemalige Küchenchefin eines Pariser Restaurants.
Die großartige Stéphane Audran als stille Heldin eines nahezu biblischen Abendmahls wird einzig von dem welterfahrenen, zum General avancierten Löwenhjelm mehr erahnt als gewürdigt. Sie kann, im Exil, einmal ihre Kunst, die Kochkunst, triumphal entfalten.
Kosten
Der Eintritt ist frei.
Termine06.09.2023 19:00 - 21:45 Uhr