Mo, 7. Dezember 2020, 19:15 Uhr

Studierendenzentrum der Technischen Hochschule Georg Agricola Herner Str. 45, 44787 Bochum

Dr. habil. Ludger Heid

JETZT IN MEDIATHEK Ende der Maloche im Kohlebergbau - Auch jüdische Arbeiter waren unter Tage dabei

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Ende Dezember 2018 war „Schicht im Schacht“: Mit einem zentralen Festakt wurde der deutsche Steinkohlenbergbau in Bottrop verabschiedet. In den Abschiedsreden wurde den "Kumpels" gedankt, die in schwerster montaner Arbeit über Jahrzehnte hinweg den Wohlstand Deutschlands im Wortsinn zu Tage gefördert haben. Von den ausländischen Bergmännern, die man im vorletzten Jahrhundert mit allerlei Versprechungen ins Ruhrgebiet geholt hatte, war wenig die Rede. Und schon gar nichts hörte man von jüdischen Arbeitern, die man während des Ersten Weltkrieges und auch danach in Russisch-Polen, teils freiwillig, teils mit Gewalt zur schwerindustriellen Arbeit nach Deutschland gelockt hatte. Unter den Arbeitern aus dem russisch-polnischen Okkupationsgebiet befanden sich auch etwa 150.000 sog. Ostjuden. Allein 4.000 von ihnen arbeiteten als Kumpel in den Kohlegruben des rheinisch-westfälischen Industriegebietes unter Tage. Sie alle widerlegten eindruckvoll die antisemitische Legende, dass Juden zur körperlichen Arbeit nicht willens oder fähig seien. Viel zitiert auch das Wort, das als Ehrenwort der Ruhrgebietsarbeiter gilt: Maloche. Wo kommt es her, dieses rein hebräische Wort, und wie konnte es sich selbstverständlich und allgemein verbreiten?
 
Vor Beginn des Vortrag besteht die Möglichkeit zum Besuch einer Ausstellung:
Die Geschichte des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet wurde maßgeblich von der Technischen Hochschule Georg Agricola begleitet. Nach der Gründung im Jahre 1816 wurden hier die Steiger für die Zechen des Ruhrreviers ausgebildet. In der Ausstellung „1816 -2016“ wird die Geschichte der ältesten höheren Bildungseinrichtung im Revier nachgezeichnet und der Wandel von der Bergschule Bochum hin zur international ausgerichteten Technischen Hochschule Georg Agricola dargestellt.
 
Die ist eine Veranstaltung der Evangelischen Stadtakademie, des Deutschen Bergbau-Museums und der Technischen Hochschule Georg Agricola.
Priv.-Doz. Dr. L. Joseph Heid, Historiker, Literaturwissenschaftler, Publizist promovierte 1982 (Universität Duisburg) und habilierte 1993 (Universität Potsdam) mit der venia legendi für Neuere Geschichte. Er verfasste zahlreiche Publikation zur deutsch-jüdischen Beziehungs- u. Literaturgeschichte, Sozialgeschichte (Arbeiterbewegung) und zum Ostjudentum, u.a.: Deutsch-Jüdische Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert (1992); Maloche – nicht Mildtätigkeit. Ostjüdische Arbeiter in Deutschland 1914-1923 (1995); Der ewige Judenhass (2000); Oskar Cohn. Ein Sozialist und Zionist (2002); Eduard Bernstein-Edition (2004); Ostjuden im Ruhrgebiet (2011); freier Mitarbeiter u.a.: Süddeutsche Zeitung; DIE ZEIT; Die Welt; Jüdische Allgemeine. Mitherausgeber der Judaica-Reihe des Campus-Verlages Frankfurt.
Kosten5,- €, erm. 3.00 €
Termine07.12.2020 19:15 - 21:30 Uhr

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