Do, 19. November 2009, 18:00 Uhr

Ev. Stadtakademie Bochum, Klinikstraße 20

Jens Murken, Bielefeld

Hans Ehrenberg zu Ehren - „Halbe Christen gibt es nicht.“
Der evangelische Pfarrer und Christ jüdischer Herkunft Hans Ehrenberg (1883–1958) Eröffnung der Ausstellung

Der Lebenslauf von Hans Ehrenberg ist ungewöhnlich. Er war Professor für Philosophie, bevor er seine eigentliche Berufung als evangelischer Pfarrer in Bochum fand. Als Christ jüdischer Herkunft galt er nach den nationalsozialistischen Rassegesetzen als sog. Volljude“. Er überlebte den Holocaust in der englischen Emigration, kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland zurück. Der Lebenslauf von Hans Ehrenberg ist exemplarisch auch im Blick auf das assimilierte bürgerliche Judentum des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Deutschland. In seinem Elternhaus spielte Religion eine untergeordnete Rolle, im Wilhelminischen Kaiserreich dominierte das protestantische Umfeld gleichwohl Zeitgeist und bildungsbürgerliches Selbstverständnis. Ehrenbergs geistige Entwicklung erfolgte in enger Verbindung zu seinem Vetter Franz Rosenzweig (18861929), der einer der wichtigsten jüdischen Religionsphilosophen wurde. Er selbst wandte sich dem Christentum, gar dem Pfarramt und der Sozialdemokratie zu. Massive Angriffe der Nationalsozialisten erfuhr Hans Ehrenberg bereits in den zwanziger Jahren; seit 1933 wurden die nichtarischen“ Christen wie auch die Juden systematisch entrechtet und verfolgt. Innerkirchlich verurteilte Ehrenberg jede Beeinträchtigung der kirchenrechtlichen Stellung der Christen jüdischer Herkunft scharf: Halbe Christen gibt es nicht“! Die Ev. Stadtakademie Bochum ist seit 25 Jahren an der Erforschung von Leben und Werk Hans Ehrenbergs beteiligt und zieht mit den folgenden Veranstaltungen eine Zwischenbilanz dieser Arbeit Hans Ehrenberg zu Ehren.
 
Durch zahlreiche Bild- und Textdokumente zeigt diese Ausstellung das äußerlich und innerlich bewegte Leben des evangelischen Pfarrers jüdischer Herkunft sehr anschaulich. Die vierzehn Tafeln wurden im Sommersemester 2008 im Rahmen einer Lehrveranstaltung der Abteilung Geschichtswissenschaften der Universität Bielefeld im Landeskirchlichen Archiv Bielefeld erarbeitet.
Dr. Jens Murken ist Leiter des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld.
 
Kosten0,- €
Termine19.11.2009 ab 18:00 Uhr
Wir zeigen die Ausstellung vom 19.11. bis 20.12.2009, Öffnungszeiten: Montag Freitag, 9.00 16.00 Uhr
An Wochenenden auf Anfrage und nach Vereinbarung: Telefon 0234/5 98 69 oder office@stadtakademie.de Die Ausstellung, 14 Tafeln im Format DIN A 1, kann kostenlos von Kirchengemeinden und Schulen über die Ev. Stadtakademie ausgeliehen werden.