Fr, 30. August 2019, 19:30 Uhr

Pauluskirche, Grabenstraße, 44787 Bochum

Professor Dr. Traugott Jähnichen, Bochum

80 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs
Schuldverstrickungen – Zum Umgang mit Schuld im deutschen Protestantismus nach 1945

Die Frage, ob und wie die während der NS-Zeit und insbesondere im Zweiten Weltkrieg von Deutschen und im Namen Deutschlands begangene Schuld nach 1945 öffentlich thematisiert und bekannt werden sollte, war heftig umstritten. Allein die Evangelische Kirche in Deutschland hat unter dem "sanften Druck" von Vertretern der Ökumene ein Schuldbekenntnis abgelegt, wenngleich in einer recht allgemeinen Form. Während viele im Protestantismus damit das Thema für erledigt hielten, hat eine Minderheit von Theologen und engagierten Laien versucht, die Frage der Bewältigung der Schuld im kirchlichen und im öffentlichen Bewusstsein wach zu halten. Diese Initiativen haben immerhin im Jahr 1950 dazu geführt, dass die Synode der EKD eine Mitschuld durch unterlassene Hilfe bei der Verfolgung und Ermordung der Juden bekannt hat. Darüber hinaus stand die evangelische Kirche durch die von den Alliierten akzeptierte Form einer sog. "Selbstreinigung" vor der Herausforderung, mit disziplinarischen Maßnahmen gegen DC-Pfarrer und andere DC-Kirchenvertreter vorzugehen, was vielfach mit sehr großer Milde geschah. Außerdem waren Pfarrer im Rahmen vieler Entnazifizierungsprozesse als sowohl öffentlich wie auch von den Alliierten anerkannte "Gutachter" mit ihren Stellungnahmen beteiligt.
Dieses komplexe Feld des kirchlichen Umgangs mit den Schuldverstrickungen in der NS-Zeit soll während des Vortrages rekonstruiert und in der Bedeutung für die weitere Entwicklung der evangelischen Kirchen diskutiert werden.
 
Professor Dr. Traugott Jähnichen, Lehrstuhlinhaber für Christliche Gesellschaftslehre an der Ev.-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, Mitglied der Kirchenleitung der Ev. Kirche von Westfalen und Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Stadtakademie.
 
Kosten5,- €, erm. 3.00 €
Termine30.08.2019 19:30 - 21:30 Uhr

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