Evangelische Stadtakademie Bochum

„Hauptbahnhof Heidegger“, so lautete die Überschrift eines Artikels von Christian Illies in der Süddeutschen Zeitung zu den Protesten gegen Stuttgart 21. Mit dieser Anspielung sollte gesagt sein, dass es hintergründig um die Frage ginge, ob das technisch Machbare noch einen Sinn habe oder zum Selbstzweck geworden sei. Wie wollen wir in Zukunft auf dieser Erde anders wohnen, könnte man mit einem Heideggerschen Wort fragen? Dass in solchen Zusammen - hän gen überhaupt wieder der Name Heideggers auftaucht, gibt den Anlass, seine Gegenwartsanalyse im heutigen Kon - text neu zur Sprache zu bringen. Man wird sich wundern, in welchem Ausmaß sich die grundlegenden Tendenzen, die er in seiner Frage nach der Technik ab den 50er Jahren zu erkennen meinte, durchgesetzt und gesteigert haben. Er spricht schon die Transformation der klassischen Industrie - gesellschaft in die Medien- und Informationsgesellschaft an, setzt sich mit dem zur Atomphysik führenden Naturentwurf der Naturwissenschaften auseinander und hält dies alles für eine Konsequenz des Willens zur Macht in unserer Welt aus - rechnung und Weltausbeutung. Anstößig und erstaunlich muss es jedoch wirken, dass er darin ein unausweichliches Geschick sieht, das wir nicht selbst gemacht und dem wir nicht entkommen können, – es sei denn, es wendet sich als unverfügbares Ereignis. Die überall erwartete Wende wäre also nicht machbar, sondern nur erwartbar in einer zu ge - winnenden Gelassenheit gegenüber dem technischen Fort - schritt. Nur einen Einstieg in heute nachvollziehbare As pek - te seiner Gegenwartsanalyse möchte dieser Vortrag geben, um die Dimensionen der Forderung nach einem grundle - gen den Wandel unseres Weltverhältnisses in unserer Wachs - tumsgesellschaft ahnen zu können.