Do, 31. März 2011, 19:30 Uhr

Evangelische Stadtakademie Bochum, Klinikstraße 20

artENSEMBLE THEATER, Bochum

Johann Wolfgang von Goethe
„Iphigenie auf Tauris“

Steht das bittere Diktum Friedrich Nietzsches, Goethe sei für die Deutschen ein Zwischenfall ohne Folgen, auch für seine Iphigenie auf Tauris zu befürchten? Dieses Stück gilt als wohlam Ende harmloser? Höhepunkt der Weimarer Klassik und müss - te doch einen Sturm der Ent rüs - tung auslösen: Ver rät hier doch die Protagonistin einem politischen Macht haber Ge heim - nisse, deren Offenlegung allen Beteiligten den Hals kosten können (hoffnungslos naiv?), wird hier doch ein ei nes kapitalen Verbrechens Schuldiger entsühnt und vollständig ge - heilt (ist das zu denken uns Deutschen erlaubt?), prallen hier zwei Kulturkreise zunächst in gegenseitiger Ver achtung aufeinander und können am Ende doch friedlich ko-existieren (hoffnungslos utopisch?). Wenn ich mit Betrug und Raub beginne, wie will ich Segen bringen und wo will ich enden“, sinnt Iphigenie und entscheidet sich für die bedingungslose Wahrheit. Nur so kann sie die Spirale aus Mord und Schuld lösen, für die die Ge - schichte des griechischen Atridengeschlechtes den archetypischen Hintergrund bildet. Dies wird möglich, weil Iphi - genie die Nähe der Göttin Diana als rettend und tragend erlebt und es ihr im Laufe des Stückes gelingt, diese Kraft zwischenmenschlich, gesellschaftlich und politisch wirksam werden zu lassen. Das Stück beschreibt so auch einen aufregenden religionshistorischen Diskurs von einem Stadium der Barbarei für Goethe immer dort, wo Menschen höheren Zielen geopfert werden sollen in eine Welt, in der Men schen bereit sind, die als wirksam erlebten heilsamen Kräfte durch die eigene Brust gehen zu lassen und dabei ein hohes persönliches Risiko zu gehen. Nicht zufällig handelt es sich hier um eine weibliche Protagonistin und eine weibliche Gottheit sah Goethe doch das Ewig-Weibliche als dringend notwendiges Korrektiv an, eine aus den Fugen geratene Welt einzurichten.
 
Inszeniert und gespielt von: Susanne Hocke, Schau spie - lerin, Regisseurin und Theaterpädagogin. Jürgen Larys, Schauspieler, Regisseur und Dozent für Schauspiel, Autor und Komponist, Leiter und Mitbegrün - der des artENSEMBLE THEATERs. www.ensembletheater.de
 
Kosten10,- €, erm. 8.00 €
Termine31.03.2011 19:30 - 21:30 Uhr