Evangelische Stadtakademie Bochum

Über Religion wird wieder viel gesprochen und nachgedacht. Sie wird jedoch nicht unbedingt mehr praktiziert. Die Praxis wiederum verkörpern im öffentlichen Bewusstsein zunehmend fundamentalistische Glaubenskreise. Angesichts gesellschaftlicher Auflösungstendenzen empfiehlt man jedoch auch unter Aufklärern und Pragmatikern die Religion als Kitt der Gesellschaft und Legitimation von Moral und gemein- samen Werten. Doch es fehlt der Glaube. Wie ist er zu erneuern? In diese Diskussionslage hinein möchte das Gesprächsseminar Voraussetzungen von Religion befragen. In Auseinandersetzung mit Hölderlins Religionsverständnis lässt sich Religion von Moral und Werten ebenso unterscheiden wie von der Aufgabe, die Gesellschaft unter einer fundamentalen und gemeinsamen Überzeugung zu versammeln. Religion dient demnach gar keinen notwendigen Zwecken, sondern ist die Erfahrung, Gestaltung und Feier der Dimensionen des Lebens, die ihren Sinn in sich selbst haben. In seinem Fragment „Über Religion“ denkt Hölderlin dabei an die Sphären der Freundschaft, der Liebe, der Pietät den Toten gegenüber (Antigone) und an alle freien und lebendigen Beziehungen der Menschen untereinander und zur Natur. Sie sind unter keine Regel, kein Gesetz und keinen Glaubenszwang zu bringen und dennoch herrscht zu Zeiten ein „göttlicher Geist“ in ihnen, der erfahren und lebendig verkörpert werden kann. Nicht Forderungen, nicht absolutes Offenbarungswissen, sondern Erfahrungen und Resonanzen stiften religiöse Verhältnisse. Warum solchen religiösen Sphären die mythische Rede zugehört und warum diese der Poesie so artverwandt ist, kann man mit Hölderlin neu verstehen lernen. Als Beispiel soll uns die Auslegung des Gedichts „Brot und Wein“ dienen und zur Klärung seines Religionsverständnisses das Fragment „Über Religion“ herangezogen werden.

 

Anmeldung bis 5. März 2010 an Evangelische Stadtakademie, Telefon 0234/5 98 69 oder office@stadtakademie.de