Do, 26. November 2009, 19:30 Uhr

Ev. Stadtakademie Bochum, Klinikstraße 20

Prof. Dr. Robert Kudielka, Berin

Diana und Aktäon
Vom Zauber der unnahbaren Natur in Mythos und Malerei (Tizian und Cézanne)

Die Geschichte des Königssohns Aktäon, der von der Göttin Diana in einen Hirsch verwandelt und von seinen eigenen Hunden zu Tode gejagt wurde, weil er der Gottheit und ihren Gespielinnen nachstellte, gehört zum griechischen Mythos der unnahbaren Natur. Diana (griech. Artemis), die Schwester Apollos, ist die Göttin sowohl des undurchdringlichen, betörend irisierenden Dickichts und des nächtlichen Treibens der Natur als auch des Kindbett-Todes und der jugendlichen Selbstmörder. Spätestens in der römischen Überlieferung verliert sich diese Grenzerfahrung, bis sie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine grandiose Wiederkehr feiert: im Spätwerk Tizians und in der Erkenntnislehre Giordano Brunos. Danach jedoch scheint die Verniedlichung der nackten Jägerin zum Idol des aristokratischen und großbürgerlichen Privilegs der Jagd besiegelt. Doch in der Malerei Cézannes gewinnt die Unnahbarkeit der Natur noch einmal eine bedrohlich moderne Nähe: Im Aufbrechen der gegenständlichen Motive und ihrer Verwandlung in aufwühlende, den Betrachter unmittelbar bedrängende Ereignisse.
 
Der Vortrag setzt das Leitthema der Ausstellung Diana + Actaeon Der verbotene Blick auf die Nacktheit“ in Düsseldorf in der ersten Hälfte dieses Jahres fort und wendet es in die grundsätzliche Frage unseres Naturbezugs.
 
Dr. Robert Kudielka ist Professor für Ästhetik und Theorie der Kunst und Mitglied der Berliner Akademie der Künste.
 
Kosten4,- €, erm. 2.00 €
Termine26.11.2009 ab 19:30 Uhr