Evangelische Stadtakademie Bochum

Für Mauricio Kagel , geb. 1931 in Buenos Aires, gest. 2008 in Köln, ist die komponierte Collage aus fremden, geistlichen Texten akustische Theologie. So hat er in der Rezitativarie für singende Cembalisten (1971/72) seine literarischen Ambitionen ausschließlich mit Worten aus den Versen der (371 BWV) „Mehrstimmigen Choräle“ von J. S. Bach realisiert. Der Stil dieser Collagen ist ein arioses Netzwerk aus auskomponierten Wortzusammenhängen. Es handelt sich nach seiner eigenen Aussage um Wörter, die er auf einen bestimmten Glaubenszustand zurückführt, so zum Beispiel: „du starker Schlangentreter“ oder „du, du bist meine Lust, was frag ich nach der Welt“. Solche Begriffe sind als Erinnerungen der Gesellschaft auch mit einer sinnlichen Aura verbunden. Vieles davon findet sich schon im Alten und Neuen Testament. Der Vortrag führt in Leben und Werk Mauricio Kagels ein, um in einem zweiten Schritt anhand der „Rezitativarie“ die akustische Theologie Kagels hörend zu erschließen.