Do, 17. September 2009, 19:30 Uhr

Ev. Stadtakademie Bochum, Klinikstraße 20

Sabine Bode, Köln

Kriegsenkel
Lesung

Kein Land hat so umfangreich seine unheilvolle Vergangenheit aufgearbeitet wie Westdeutschland. Doch es war vor allem das Werk von Historikern. Es geschah akademisch, nicht emotional. In den Familien herrschte nach 1945 überwiegend Schweigen. Weder wurde über Traumata gesprochen noch über schuldhafte Verstrickungen in das NS-Regime. Die Nachgeborenen hörten kaum mehr als düstere Andeutungen. Einiges ist in Bewegung geraten, seit das öffentliche Interesse für die Angehörigen der Kriegskinderjahrgänge erwachte. Nun melden sich deren Kinder zu Wort die Kriegsenkel“, heute in etwa zwischen 35 und 50 Jahre alt. Bei ihnen zeigt sich ein wachsendes Interesse an der faktischen und emotionalen Aufarbeitung der Kriegsfolgen in ihren Familien ein Prozess der Wahrheitssuche und der Trauer. Denn viele können sich ihr verunsichertes Lebensgefühl aus ihrer eigenen Biografie heraus nicht erklären. Sie fragen sich: Kann es sein, dass eine Zeit, die vor über 60 Jahren zu Ende ging, noch heute Einfluss auf mich hat? Die Kölner Journalistin Sabine Bode hat ihrem viel beachteten Buch über die Kriegskinder (2005) jetzt eines über die Kriegsenkel“ folgen lassen, das in deren biografischen Portraits ihren auffälligen seelischen Nöten nachgeht. Ihre tief sitzenden Verunsicherungen könnten zu einem Teil von den Eltern stammen, die ihre Kriegserlebnisse nicht verarbeitet haben. So wirkt eine Zeit, die 60 Jahre zurück liegt, stark in das Leben der Menschen hinein, die heute ihre vermeintlich besten Jahre“ haben.
 
Sabine Bode ist Journalistin und Autorin. Sie arbeitet überwiegend für den Hörfunk, für die Kulturredaktionen von WDR und NDR. Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher; u. a. Die vergessene Generation. Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen“.
 
Kosten4,- €, erm. 2.00 €
Termine17.09.2009 ab 19:30 Uhr