Sa, 24. November 2018, 10:00 Uhr

Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Immanuel-Kant-Straße 18-20, 44803 Bochum

Dr. Michael Colsman; Prof. Dr. Michael Drieschner; Dr. Brigitte Görnitz u. Prof. Dr. Thomas Görnitz; Dr. Hartmut Schröter, Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker; Dr. Hans-Rudolf Zulliger

Bewusstseinswandel zu einer integralen Weltsicht.
Quantentheorie – Naturverhältnis und nachhaltige „Erd-Politik“
Symposium

Die Dringlichkeit der vielfältigen Herausforderungen, vor denen wir im Blick auf eine gemeinsame Zukunft auf unserer Erde stehen, wird immer evidenter. Unsere ausbeuterische Nutzung von Ressourcen, das Inkaufnehmen eines dramatischen Artensterbens, der ungenügende Umgang mit dem Klimawandel, bei Energie und Mobilitätskonzepten, Herausforderungen der medizinischen Versorgung, der sozialen Absicherung und einer zukünftigen humanen Arbeitswelt, markieren einige der Auf gabenfelder.
Deutlich geworden ist, dass weder Wissen allein noch eine immer effizientere Technik ausreichen, um diese Probleme zu lösen.
Wissen ist in vielen Bereichen bereits vorhanden. Technik lässt sich sowohl zur Lösung einsetzen, trägt aber ebenso zur Verursachung von Problemen bei.
Notwendig ist vielmehr ein Bewusstseinswandel, aus dem ein weltweit effizientes Handeln jeder und jedes Einzelnen erwächst.
Was aber ist Bewusstsein? Und wie kann ein Bewusstseinswandel eine motivierte Bereitschaft zu neuem Handeln bewirken?
Diesen Fragen geht das Symposium nach und befragt Naturwissenschaft, Philosophie und Kultur.
 
Die Quantenphysik hat inzwischen Erkenntnisse hervorgebracht, die unser Weltbild bis in unsere sozialen und ökonomischen Einsichten verändern. Gegenüber der Betonung von Vereinzelung und Gegeneinander, Eindeutigkeit, Faktizität und Determiniertheit treten gleichberechtigte Beziehungen mit den Möglichkeiten der Kreativität und Offenheit in den Fokus.
 
Übungseinheiten mit Meditation, Körpererfahrung und Sammlung ergänzen die allgemein verständlichen Vorträge, an die sich jeweils
eine Diskussion anschließt.
 
PROGRAMM
 
Samstag
 
10.00 Eröffnung
Musikalische Einstimmung: Stephan Roth, Klänge aus Steinen
Begrüßung, Vorstellung der Referenten
 
10.30 Michael Colsman
Bewusstsein und Bewusstseinswandel aus interkultureller Sicht
anschl. Fragen und Gespräch
 
„Bewusstsein“ hat im Deutschen seit seiner Prägung im 18. Jh. bis heute eine einseitig rationalistische Bedeutung. Dennoch gibt das damit gemeinte z.B. in Philosophie und Bewusstseinsforschung immer noch Rätsel auf. Der Vortrag versucht deshalb auch im interkulturellen Bezug zu asiatischen, d.h. indischen Traditionen, Licht in dieses Dunkel zu bringen. Insgesamt skizziert er im Sinne des Symposiumthemas Horizonte eines integralen Bewusstseins, wie sie z.B. im kulturanthropologischen Modell Jean Gebsers sowie bei Sri Aurobindo zentral sind.
 
 
11.45 Hartmut Schröter
Landschaftsmalerei als Korrektiv moderner Naturentfremdung –
Lorrain/Turner – Friedrich/Feininger – Monet/van Gogh
anschl. Fragen und Gespräch
Geht man von der Trennung von Subjekt- und Objektwelt in der Grundlegung unserer Neuzeit und in der Naturwissenschaft aus, so scheint die Landschaftsmalerei ein Korrektiv zu bilden. In ihr wird der Mensch im Kontext der Natur gesehen. Aber wie, das ist die Frage, die für die genannten Künstler sehr unterschiedlich zu beantworten ist. Ist nicht auch der ästhetische Betrachterstandpunkt gegenüber einer Landschaft eine Art der Distanzierung von der Natur? Gegenüber einer wissenschaftlichen Objektivierung der Natur und ihrer technischen Nutzbarkeit bieten sie jedoch alle ein anschauliches und beeindruckendes Korrektiv.
 
13.00 Mittagspause
 
13. 45 Johannes Soth
Der Leib und seine große Vernunft I
Kurze Einführung zu Körperwahrnehmungs- und geistigen Sammlungsübungen
 
In den beiden Übungseinheiten am Samstag und Sonntag soll die Natur-Ebene (in Körperhaltungen, Sinneswahrnehmungen und Empfindungen) und die geistige Kraft (in Gedankenruhe und gesammeltem Bewusstsein) in ihren wechselseitigen Wirkungen erfahrbar werden. Dabei erweist sich der Atem, der sowohl der körperlichen als auch der geistigen Ebene angehört, als eine tragfähige Brücke auf dem Weg zu einem integralen Bewusstsein.
 
14.30 Ernst Ulrich von Weizsäcker
Wege zu einer Erd-Politik. Auftrag und Gefahr im Zeitalter des Menschen (Anthropozän)
 anschl. Fragen und Gespräch
 
In seinem Buch „Wir sind dran“ schlägt v. Weizsäcker vor, auf eine neue Aufklärung zuzugehen. Die alte Aufklärung entstammt noch der „leeren Welt“, als es wenige Menschen und eine unermesslich erscheinende Natur gab. Die neue Aufklärung muss dem Utilitarismus, der Erkenntnistheorie und der Politik eine neue Richtung geben, die sich für die „volle Welt“ eignet. Aus der Quantenphysik kann die neue Aufklärung die Komplementarität übernehmen. Gegensatzpaare schließen einander nicht aus, sondern verlangen „Balance“. Die Politik muss sich vom Nationen- und Rassenegoismus zu einer solidarischen Erd-Politik fortentwickeln.
 
16.00 Pause
 
16.30 Brigitte und Thomas Görnitz
Quantentheorie und Bewusstsein – Die Evolution von Natur und Geist
 anschl. Fragen und Gespräch
 
Was verstehen wir unter Bewusstsein? Was sind die Grundprinzipien der Quantentheorie? Welcher Zusammenhang besteht zwischen beiden? Brigitte und Thomas Görnitz erläutern das Konzept der Protyposis, einer abstrakten Quanteninformation. Diese einfachste Quantenstruktur bildet die Basis für eine zur Einheit führende naturwissenschaftliche Beschreibung sowohl der Materie als auch des Bewusstseins. Damit wird die Trennung zwischen Leib und Seele überwunden und es wird deutlich, wie untrennbar verwoben die Bereiche der Quantentheorie und der Psychologie im Grunde sind. Von der Kosmologie über die biologische Evolution bis zum Menschen werden naturwissenschaftliche Zusammenhänge der Wirklichkeit verstehbar.
 
19.00 Abendessen
 
20.00 Hans Rudolf Zulliger
„Gaias Vermächtnis – Plädoyer für eine Umsetzung der integralen Weltsicht“
 mit Musikbeiträgen von Stephan Roth
anschl. Fragen und Gespräch
 
Zulligers neues Buch „Gaias Vermächtnis“ erscheint Anfang September 2018 – ein Plädoyer für eine „integrale Weltsicht“, dass die Welt ein lebendiges Organ ist, das nur in seiner Ganzheitlichkeit Leben in der heutigen Form ermöglicht. Leben zu erhalten bedeutet deshalb, nicht nur Bio-Nachhaltigkeit, sondern auch soziale Gerechtigkeit und ökonomische Verantwortung zu leben. Denn eine integrale Weltsicht verlangt nach dem Bewusstsein, dass alles, was die und der Einzelne tut, alles Leben beeinflusst – heute und für alle zukünftigen Generationen.
 
21.30 Offener Abend
 
Sonntag
 
8.30 Johannes Soth
Der Leib und seine große Vernunft II
Körperwahrnehmungs- und geistige Sammlungsübungen
 
10.00 Michael Drieschner
Philosophische Anfragen an das Naturverständnis der Naturwissenschaften
 anschl. Fragen und Gespräch.
 
Die moderne Naturwissenschaft – fundamental vor allem die Quantentheorie – hat uns Einsichten über die Wirklichkeit beschert, von denen unsere philosophischen Vorfahren noch nicht träumen konnten. Zugleich hat die Naturwissenschaft technische Anwendungen ermöglicht, die unser Leben, verglichen mit dem unserer Vorfahren vor 300 Jahren, paradiesisch erscheinen lässt. Bei aller Freude über den Fortschritt diskutieren wir zunehmend seine Kehrseite: Die Technik lässt sich auch zur Zerstörung einsetzen. Mit Atomwaffen können wir die Erde in einem Augenblick unbewohnbar machen, durch unsere Bequemlichkeit im Lauf der Zeit ebenso. – Ist das von der Struktur der Naturwissenschaft her unausweichlich? Naturwissenschaft kann sich nicht auf die reine Schau der Geheimnisse der Wirklichkeit beschränken, sie ist von der Wurzel her (radikal) auf technische Anwendung hin orientiert.
Der nötige Bewusstseinswandel muss trotz dieser unauflöslichen Verbindung gelingen.
 
11.15 Pause
 
11.45 Podiumsgespräch unter Einbezug des Plenums
 
12.45 Ende des Symposiums
 
Die Referent*innen
 
Dipl.-Psychologe Dr. Michael Colsman M.A.
Tibetologie, Indologie; Philosophie, ist niedergelassener Psychotherapeut und arbeitet v.a. zu den Bereichen: Bewusstsein, ganzheitsorientierte Lebens- und Denkmodelle, Ethik, Buddhismuskunde und interreligiöser Dialog. Promotion in Psychologie/Indologie über „Bewusstsein, konzentrative Meditation und ganzheitsorientiertes Menschenbild“.
 
Prof. Dr. Michael Drieschner
ist Physiker und Philosoph, promoviert in Philosophie bei Carl Friedrich von Weizsäcker mit einer Arbeit über die Axiomatik der Quantenmechanik; war Wiss. Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt; Habilitation über die begrifflichen Grundlagen der Quantenmechanik; Forschungsschwerpunkte: philosophische Grundfragen der Naturwissenschaften, insbesondere der Quantenmechanik, und deren Einordnung in einen größeren Zusammenhang. Von 1986-2006 Leiter der Arbeitsgruppe Naturphilosophie an der Ruhr-Universität Bochum.
 
Dr. Brigitte Görnitz
ist Tierärztin und Diplom-Psychologin. Seit 2000 tätig als Psychoanalytikerin in eigener Praxis in München; Autorin und Dozentin in der Erwachsenenbildung. Gemeinsam mit ihrem Mann Thomas Görnitz Vortragstätigkeit und u.a. Autorin des beim bei Springer Spektrum erschienenen Buches Der kreative Kosmos.
 
Prof. Dr. Thomas Görnitz
Studium der Physik in Leipzig, Promotion in mathematischer Physik; bis 1992 Forschung mit C. F. v. Weizsäcker zu Grundlagen der Quantentheorie und Kosmologie. 1994 bis 2009 Professur für Didaktik der Physik an der Goethe-Universität Frankfurt/M. Forschungsschwerpunkte: die mathematische Struktur der Naturwissenschaft, deren philosophische Durchdringung mit Schwerpunkt Kosmos, Leben, Bewusstsein und die Umsetzung dieser komplexen Themen in verständliche Bilder, gemeinsam mit Brigitte Görnitz Autor des 2016 erschienenen Buches Von der Quantenphysik zum Bewusstsein. Kosmos, Geist und Materie.
 
Dr. Hartmut Schröter
Dr. Hartmut Schröter ist Pfarrer i.R., Promotion in Philosophie zum Frühwerk Nietzsches, Schwerpunkt Kunstphilosophie, Studienleiter im Ev. Studienwerk Villigst, Pfarrer in der Melanchthongemeinde Bochum, von 2005 – 2008 Leiter der Ev. Stadtakademie Bochum.
 
Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker
Dipl. Phys., Dr. rer. nat (Zoologie), war Ko-Vorsitzender des International Resource Panel und ist Ko-Präsident des Club of Rome. Zuvor war er Biologieprofessor in Essen, Universitätspräsident in Kassel, Direktor bei der UNO in New York, Gründungspräsident des Wuppertal-Instituts und MdB (SPD), Erstautor von Faktor Fünf (2010, Droemer Knaur) und Wir sind dran (2017). Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes (2009) und des Deutschen Umweltpreises (2008).
 
Dr. Hans Rudolf Zulliger
ist Nuklear-Physiker, war in verschiedenen Managementfunktionen in Hightech-Unternehmen in den USA und der Schweiz tätig und sieben Jahre lang Präsident der CORE (COmmission Recherche Energetique), die den Schweizer Bundesrat in Fragen der Energieforschung berät. Nachhaltigkeit steht im Fokus seiner Tätigkeiten. Gründung Stiftung Drittes Millennium, um eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft für alle zu ermöglichen. Bis 2008 Vorsitzender des Supervisory Board des World Future Council, Mitglied im Beirat bis 2010.
Am 4. September 2018 erscheint von ihm: Gaias Vermächtnis - Plädoyer für eine integrale Weltsicht
 
 
Meditative Übungen:
Johannes Soth
Gymnasiallehrer (Kunst und Religion), Zen-Ausbildung durch Prof. Michael von Brück Gründung des Schulfachs K.E.K.S (Körperorientierte Entspannungs- und Konzentrations-Schulung), K.E.K.S-Lehrer/innen-Ausbildung, Leitung von Meditationsseminaren, Autor, Duisburg
 
Musik:
Stephan Roth
Klangkünstler, Velbert-Langenberg
Klänge aus Schiefer, Kalk, Granit und Großer Gong. Künstlerisch-handwerkliche Ausbildung in der "Musikalisch-Plastischen Arbeitsstätte Heiligenberg bei Manfred Bleffert. Ausbildung zum Werkstattleiter für Musikinstrumentenbau bei CHOROI Musikinstrumente e.V.. Öffentliche Klangkunst-Darbietungen seit 1990, oft mit Sprache und/oder Gesang.
 
Kosten45,- €, erm. 30.00 €
Kontoverbindung:
IBAN: DE03 4305 0001 0001 3202 09
BIC: WELADED1BOC
"Symposium"
 
Der Gesamtpreis enthält die Seminargebühr sowie Mittagessen und Abendessen am Samstag, Imbiss am Sonntag, sowie Kaltgetränke, Kaffee und Tee an beiden Tagen.
 
Die Vorträge sind einzeln buchbar und in bar vor Ort zu bezahlen: 8,- € / ermäßigt 5,- € je Vortrag
Termine24.11.2018 ab 10:00 Uhr
25.11.2018 bis 12:45 Uhr
Tagungsleitung: Arno Lohmann, Ev. Stadtakademie Bochum
 
Anmeldung: Susanne Harkort, Telefon 0234-962904-661
oder bevorzugt per Mail
 
Wegweiser
ÖPNV: Vom Hauptbahnhof ist die EvH in ca. 15 Min. zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 302 (Richtung Bochum-Laer) und Nr. 310 (Richtung Witten-Heven) oder der Buslinie Nr. 345 (Richtung Bochum-Langendreer). Ausstieg an der Haltestelle "Mettestraße" an der Wittener Straße; die Evangelische Hochschule ist dort ausgeschildert.
barrierefrei: Straßenbahnlinie Nr. 302 - Haltestelle Altenbochumer Kirche - lt. Bogestra für Rollstuhlfahrer_innen nutzbar.
 
PKW: Die Immanuel-Kant-Straße ist eine Seitenstraße der Wittener Straße im Stadtteil Altenbochum. Die Wittener Straße führt unmittelbar in das Stadtzentrum (Hauptbahnhof) und in entgegengesetzter Richtung zum Autobahnkreuz Bochum/Witten. Kostenfreie Parkplätze an der EvH.
NAVI: Immanuel-Kant-Str. 18
 
Hotelempfehlungen
Hotel Ibis, Universitätsstr. 3, 44789 Bochum mehr
 
Hotel Mercure Bochum City, Massenbergstrasse 19 21, 44787 Bochum mehr
 
Von beiden Hotels ist die Evangelische Hochschule mit den Straßenbahnlinien U310 und 302 bequem zu erreichen, bis Haltesetlle Altenbochumer Kirche.
 
Alternativ: booking.com
 
 
 
 

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