So, 18. März 2012, 15:00 Uhr

Synagoge Bochum, Erich-Mendel-Platz 1, 44791 Bochum

Elazar Benyoetz, Jerusalem; Professor Dr. Michael Bongardt, Berlin, Dr. René Dausner, Eichstätt

"Mit den Lippen an Gott hängen". Symposium zum 75. Geburtstag von Elazar Benyoëtz

ZieleN
Elazar Benyoëtz gilt als der bedeutendste zeitgenössische Aphoristiker deutscher Zunge und als legitimer Erbe von Georg Christoph Lichtenberg, Karl Kraus und Elias Canetti. Das Verhältnis zwischen Juden und Christen, zwischen Deutschen und Israelis sowie die Suche nach einer heute möglichen Sprache des Glaubens sind besonders wichtige Themen seines Werks. 1937 als Sohn österreichischer Juden in Wiener Neustadt geboren, 1939 mit seiner Familie ins damalige Palästina geflohen, lebt und arbeitet Elazar Benyoëtz er heute in Jerusalem und Tel Aviv. 1959 legte er das Rabbinerexamen ab. 1964 gründete er die Bibliographia Judaica.


Elazar Benyoëtz schrieb seine ersten Gedichtbände auf Hebräisch. Seit 1969 sind seine Essays und Aphorismenbände fast ausschließlich in deutscher Sprache erschienen.


Seit 1968 ist Elazar Benyoëtz mit der Miniaturenmalerin und Kalligraphin Renée Koppel verheiratet, die unter dem Künstlernamen Metavel arbeitet.


 


Elazar Benyoëtz erhielt zahlreiche Auszeichungen, u.a. 1988 den Adalbert-von-Chamisso-Preis, 1997 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland für die Verdienste um die deutsche Sprache, und 2008 Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.


 


Der Name "Ben-yoëtz" bedeutet Sohn des Ratgebers.


 


15.00 - 16.00 Uhr


Professor Dr. Michael Bongardt, Berlin


"Gebet: Mit den Lippen an Gott hängen" (Elazar Benyoëtz).


Eine biblisch-literarische Spurensuche


 


Wer ist Gott, dass er uns hören könnte? Wo ist Gott, dass wir zu ihm beten könnten? Diese Fragen bedrängen Menschen nicht erst heute. Die Bibel, die jüdische und die christliche Tradition, nicht zuletzt die Literatur versuchen bis heute, darauf zu antworten. Die Auskunft, die sich über die Jahrhunderte geformt hat, ist irritierend paradox: Gott ist das Gehör für die von uns gesprochenen Gebete. Gott ist im Gebet, das unsere Lippen formen. Denn Gott ist nicht eine raumgreifende Macht in unserem Leben - sondern die Eröffnung unseres Lebens- und Sprachraums. Es liegt an uns, wie und wo wir ihm Raum geben. Für den an der Thora geschulten Elazar Benyoëtz sind die großen Gestalten der Bibel und das Gebet Einweisungen in das Leben vor Gott, zu dem Menschen gerufen sind - und das oft so schwer zu finden ist.


 


Dr. Michael Bongardt, geb. 1959, ist Philosoph und Professor für katholische Theologie und leitet an der Freien Universität Berlin das Institut für Vergleichende Ethik.


 


16.15 - 17.00 Uhr


Dr. René Dausner, Eichstätt


"Gott hat das erste Wort, der in mir Betende das letzte" (Elazar Benyoëtz) Sprachformen der Spiritualität und Liturgie heute


 


Einer zunehmenden Fülle an spiritueller Literatur steht eine wachsende Not gegenüber, den Glauben und mit ihm das Gebet zur Sprache zu bringen. Besteht zwischen beiden Tendenzen ein innerer Zusammenhang? Entspricht gar die spirituell-sprachliche Betriebsamkeit in Wirklichkeit einem geistigen und geistlichen Leerlauf? Welche Worte aber wären dann zu wählen für das Gebet und die Liturgie, um eine Antwort auf Gottes An- und Zuspruch zu wagen? Gehört - wie von Paulus her zu vermuten ist (vgl. Röm. 8,27) - nicht auch das Schweigen konstitutiv dazu? Aber: hätte das Schweigen das letzte Wort, was wäre damit gesagt? Mit anderen Worten: welche Sprachformen brauchen Spiritualität und Liturgie heute? Die Dichtung von Elazar Benyoëtz soll Ausgangspunkt sein für eine Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen Philosophie und Theologie und somit für die Suche nach tragfähigen Sprachformen des Betens.


 


Dr. René Dausner, geb. 1975, Promotion in dogmatischer Theologie mit der Arbeit "Schreiben wie ein Toter. Poetologisch-theologische Analysen zum deutschsprachigen Werk des israelisch-jüdischen Dichters Elazar Benyoëtz", Paderborn u.a. 2007. Seit 2011 wiss. Assistent am Lehrstuhl für Fundamentaltheologie an der Katholischen Universität Eichstätt.  


 


17.30 - 18.30 Uhr


Elazar Benyoëtz, Jerusalem


DANKLESUNG


 


Musik: André Enthöfer, Sopransaxophon, Klarinette, Baßklarinette; Burkhard Hessler, Piano


 


Ab 18.30 Uhr


Abendessen im Restaurant Matzen nach Anmeldung in der Ev. Stadtakademie: 0234-962904-661
Kosten10,- €
für das Symposium
Termine18.03.2012 15:00 - 19:30 Uhr