Di, 2. Mai 2017, 19:30 Uhr

Evangelische Stadtakademie Bochum, Westring 26 c

Dr. Rudolf Tschirbs, Bochum und Professor Dr. Walther Müller-Jentsch, Düsseldorf

Die andere Demokratie:
Vom Wert der Mitbestimmung
Reihe Digitalisierug - künstliche Intelligenz - Industrie 4.0

Spätestens seit 1890 hatte sich in den deutschen Sozialwissenschaften, in der katholischen Soziallehre und in der Sozialdemokratie die Überzeugung durchgesetzt, dass zu den demokratischen Elementen im Kaiserreich, wie sie sich etwa im Wahlrecht niederschlugen, auch Prinzipien der betrieblichen Partizipation treten mussten. Der freie Staatsbürger müsste sonst im Arbeitsleben eine Existenz führen, wie sie nicht einmal ein Sklave in der Antike zu erdulden hatte.
Die deutsche Mitbestimmung hat seither eine prägende Geschichte erlebt, die auch im gegenwärtigen Europäisierungsprozess weiter an Bedeutung gewinnt. Die wechselseitige Durchdringung von Unternehmens- und Betriebsrätemacht hat Sozialwissenschaftler sogar zu der These vom Co-Management" des Betriebsrats sprechen lassen. Ein anderer Aspekt der gegenwärtigen Diskussion ist der der Konfliktpartnerschaft" in den industriellen Beziehungen, wie ihn Walther Müller-Jentsch in den Debatten auch gegen Wolfgang Streeck vertritt.
An Arbeitskonflikten, Regulierungen und Betriebsvereinbarungen aus der Geschichte seit 1989 sollen Positionen entfaltet werden, die für die Zuhörerschaft aufgrund ihrer eigenen Erfahrung genügend Anlass zur Diskussion enthalten dürften, auch im Hinblick auf die Zukunft der Arbeit, die mit dem Stichwort "Industrie 4.0" gekennzeichnet ist.
 
Vom Wert der Mitbestimmung.
Betriebsräte und Aufsichtsräte in
Deutschland seit 1945
Von Werner Milert und Rudolf Tschirbs
herausgegeben von der Hans-Böckler-Stiftung
Der Mensch ist nicht nur am Tage der politischen Wahl
wirklich Bürger und nicht Untertan, sondern immer und
überall an Werk- und Feiertagen.“
Ludwig Rosenberg, DGB-Vorsitzender, 1948
 
Die Ausstellung dokumentiert an konkreten Beispielen aus der Geschichte der Bundesrepublik und aus Betrieben, welche Bedeutung
der Mitbestimmung für unsere Demokatie zukommt.
Sie zeigt, wie Betriebsräte als Pioniere am Neuaufbau der Demokratie mitgewirkt haben, wie sie für den Erhalt von Arbeitsplätzen
und die Versorgung der Belegschaft eintraten, Gesetze, Tarife und Betriebsvereinbarungen erstritten und für die Gleichberechtigung
in Unternehmen eingetreten sind, selbstverständlich auch für die der türkischen Gastarbeiter“ bis zum Mitbestimmungsgesetz
von 1976. Zu sehen ist, wie sich das Modell der Mitbestimmung besonders in Krisen bewährt hat, z.B. in der Zeit des Strukturwandels im Ruhrgebiet oder in der Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008/2009. Ausführlich wird das Modell einer Kommunalen Daseinsvorsorge erläutert, das der Betriebsrat mit den Städtischen Verkehrsbetrieben BOGESTRA entwickelt hat.
 
Wir zeigen eine Auswahl der Ausstellung vom
25. April 8. Juli 2017
zu den Öffnungszeiten der Stadtakademie und nach Vereinbarung.
 
Ein detaillierter Katalog zur Gesamtausstellung ist vorhanden.
 
Der Eintritt ist frei.
Dr. Rudolf Tschirbs, Historiker, Studiendirektor a. D., Autor von: „Tarifpolitik im Ruhrbergbau 1918-1933“, Berlin-New York 1986; „Das Phantom der Volksgemeinschaft. Ein kritischer Literatur- und Quellenbericht“, Düsseldorf 2015; Koautor (mit Werner Milert): „Die andere Demokratie. Betriebliche Interessenvertretung in Deutschland, 1848-2008“, Essen, 2. Aufl. 2015; Ausstellungskataloge: „Die Zerschlagung der Mitbestimmung 1933“, Düsseldorf 2013; „Vom Wert der Mitbestimmung“, Düsseldorf 2016. Zahlreiche Aufsätze zur Sozialgeschichte des Ruhrgebiets und zum Film als Erinnerungsort; Mitglied im Vorstand der Evangelischen Stadtakademie.
 
Professor Dr. Walther Müller-Jentsch ist Professor em. für Soziologie an der Ruhr-Universität Bochum und der führende Wissenschaftler auf den Gebieten der Theorie und Praxis der Mitbestimmung und der industriellen Beziehungen, gleichzeitig durch seine Studien zur Kunst- und Literaturtheorie hervorgetreten. Herausgeber der "Schriftenreihe Industrielle Beziehungen" (bisher 18 Bde.), Gründungs-Mitherausgeber der Zeitschrift "Industrielle Beziehungen - Zeitschrift für Arbeit, Organisation und Management", Mitglied des Vorstands der deutschen Sektion der International Industrial Relations Association (1996-2003), Mitglied des Gründungsvorstands der "Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets", Bochum, Langjähriger Gutachter der DFG für die industriesoziologischen Schwerpunktprogramme: "Strukturwandel der industriellen Beziehungen", "Regulierung und Restrukturierung der Arbeit in den Spannungsfeldern von Globalisierung und Dezentralisierung".
 
 
Kosten5,- €, erm. 3.00 €
Termine02.05.2017 19:30 - 21:30 Uhr

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