Evangelische Stadtakademie Bochum

Die sich abzeichnende Big Data-Welt stellt gerade auch im Gesundheitsbereich ersichtlich das tradierte Modell des Datenschutzrechts und die ihm zugrunde liegenden basalen ethischen und rechtlichen Prinzipien in Frage. So sind etwa gängige Konzeptionen von Autonomie und Verantwortung herausgefordert, wenn maßgebliche Entscheidungen automatisiert und algorithmenbasiert getroffen werden. Angesichts der mit ihnen verbundenen Chancen, ist es dennoch unangebracht, hieraus schlicht auf die Unzulässigkeit der neuen technischen Möglichkeiten zu schließen. Vielmehr geht es auch im Gesundheitsbereich darum, Chancen und Risiken genau zu ermitteln und gegeneinander abzuwägen, einen angemessenen Ausgleich zwischen den betroffenen Interessen zu finden sowie diesen institutionell abzusichern. Ziel sollte es sein, das vorhandene, gleichermaßen hypo- wie hypertrophe Konzept des Datenschutzes im Sinne einer Sicherung von „Datensouveränität“ zu rekalibrieren. Das setzt zunächst eine kritische Analyse der Leistungsfähigkeit des vorhandenen Regelungsregimes voraus. In einem zweiten Schritt sind entsprechende technische Optionen und mögliche normative Reaktionen zu skizzieren.

 

Steffen Augsberg hat in Trier und München Rechtswissenschaft studiert. Nach der Promotion, dem Rechtsreferendariat und der Habilitation folgte er zunächst einem Ruf auf einen Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insbesondere Recht des Gesundheitswesens, an der Universität des Saarlandes. Seit 2013 ist er Professor für Öffentliches Recht an der Justus-Liebig-Universität Gießen und seit 2016 Mitglied des Deutschen Ethikrats. Dort leitet er die Arbeitsgruppe zu „Big Data".