Evangelische Stadtakademie Bochum

Wie stand Thomas Mann zum Judentum? 1907 schrieb er in "Die Lösung der Judenfrage", er sei "ein überzeugter und zweifelloser Philosemit und glaube steif und fest, dass ein Exodus, wie die Zionisten strenger Observanz ihn träumen, ungefähr das größte Unglück bedeuten würde, das unserem Europa zustoßen könnte." Nach eigenem Selbstverständnis meinte der Dichter es durchaus gut mit Juden, gleichwohl beschrieb er sie immer wieder mit Hilfe der krassesten antisemitischen Stereotypen. Was bedeutet sein ständiges Oszillieren zwischen den Polen "Bejahung" ("Ich bin Außenseiter wie die Juden") und "Abgrenzung" ("Ich bin als geborener Deutscher nicht so wie ihr")?

Dr. Evgueni Berkovitch geht als Jude und Kenner Thomas Manns diesen Fragen nach.

Evgueni Berkovitch ist Doktor der Naturwissenschaften. Er absolvierte sein Studium an der Moskauer Universität (Mathematische Fakultät) und arbeitete in den Bereichen angewandte Mathematik und Informatik. er emigrierte aus Moskau, lebt und arbeitet seit 1995 in Hannover. Parallel zum Hauptberuf studiert er jüdische Geschichte, Religion und Tradition. Seine Artikel zu diesen Themen sind in verschiedenen Journalen in Deutschland, den USA, Frankreich, Israel, Rußland und der Ukraine veröffentlicht. 2013 verfasste er "Die Banalität des Guten. Helden, Gerechte und andere Menschen in der Geschichte des Holocaust. Anmerkungen zur jüdischen Geschichte des 20. Jahrhunderts"; in diesem Jahr hat er zwei weitere Bücher - in russischer Sprache - herausgegeben: "Antipoden. Albert Einstein und andere zwischen Physik und Geschichte" und "Die Odyssee von Peter Pringsheim" (dt. Physiker jüdischer Herkunft), veröffentlicht auch in der Zeitschrift "7 Künste", gegründet von Dr. Berkowitch. Berkovitch ist ebenfalls Gründer des weltweit gefragten russisch-jüdischen Webportals "Zametki po everyskoy istorii" ("Notizen zur jüdischen Geschichte").

in Kooperation mit dem Klub für Literatur und Musik (KLiM) der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen, Leitung: Eugen Yevgen Jevgenij Kagan.