Sa, 21. November 2015, 19:00 Uhr

Evangelische Stadtakademie Bochum, Westring 26 c

Professor Ines Geipel, Berlin und Jürgen Larys, Bochum (Moderation)

"Die Straße der zerbrochenen Träume"
Gespräch zu "25 Jahren Deutsche Einheit"
zwischen dem Theatermacher Jürgen Larys und der Schriftstellerin und ehemaligen DDR-Weltrekordsportlerin Ines Geipel am Abend vor der Aufführung "Der Parasit" von Friedrich von Schiller

"Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit" waren die Ideale der französischen Revolution (1789), "Wir sind das Volk" und "Für ein offenes Land mit freien Menschen" hieß es in Leipzig, Berlin und anderswo genau 200 Jahre später. "Edel sei der Mensch, hilfreich und gut" - so fasste Goethe das Ideal der Deutschen Hochklassik in den Anfang eines berühmten Gedichtes. Sein "Dioskuren"-Partner Friedrich Schiller entwarf eine "Ästhetische Erziehung des Menschen" durch Kunst, natürlich auch durch Theater.
Die Ideale der französischen Revolution aber wurden schon wenige Jahre nach dem "Sturm auf die Bastille" im Blutregen der Guillotine in Frage gestellt; Friedrich von Schiller, noch 1792 zum "Ehrenbürger" der französischen Republik ernannt, ging bald wieder innerlich auf Distanz zur Revolution. Und seine eigenen klassischen Ideale? "Der Schein regiert die Welt, und die Gerechtigkeit ist nur auf der Bühne", lässt er den weisen Minister am Ende seiner Bearbeitung des Picardschen "Parasiten" sagen. Diese Zeilen, zwei Jahre vor Schillers Tod dem französischen Original hinzugefügt, werfen ein interessantes Licht auf die Frage, inwieweit Schiller gegen Lebensende noch an die Verwirklichung seiner Ideale glaubte. Und die friedliche deutsche Revolution von 1989, die 1990 in den Einheitsvertrag und in die Deutsche Einheit mündete? Was wurde aus den Idealen derer, die im Herbst ’89 auf den Straßen im Osten Deutschlands ihr Leben riskierten? Inwieweit flossen ihre Ideale in die Gestaltung der Deutschen Einheit mit ein? Fanden sie Fortsetzung in der gelebten Wirklichkeit des nun einigen Deutschlands? Oder wurde auch der Leipziger Ring zu einem "Boulevard zerbrochener Träume"? Haben Protestbewegungen wie "Pegida" am Ende vielleicht sogar etwas damit zu tun, dass viele Hoffnungen enttäuscht wurden und nur "Wendehälse" am Ende den Sieg davon getragen haben?
 
 
Im Gespräch mit Prof. Ines Geipel wird Jürgen Larys, einer der drei Schauspieler und Regisseure der am Sonntag in der Synagoge Bochum stattfindenden Aufführung "Der Parasit" von Friedrich von Schiller, diesen Spuren nachgehen.
Ines Geipel ist Schriftstellerin und Professorin für Verssprache an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch". Ines Geipel, geboren in Dresden, war Anfang der 1980er Jahre Mitglied der DDR-Leichtatlethik-Nationalmannschaft. 1984 stellte sie den bis heute bestehenden Weltrekord über 4x100m auf. 1985 musste sie ihre Sportler-Karriere aus politischen Gründen abbrechen und begann ein Germanistikstudium an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Eine Dissertation wurde ihr ebenso wie eine berufliche Perspektive wegen ihrer Kontakte zur Jenaer Opposition verweigert. Im Sommer 1989 floh Ines Geipel über Ungarn nach Darmstadt, wo sie Philosophie und Soziologie studierte. Ines Geipel engagiert sich vielfältig im Kampf gegen Doping und ließ ihren Namen 2006 aus der Liste der Rekorde streichen, da sie diesen nur durch unfreiwillige Einbindung in das ostdeutsche Zwangsdopingsystem erreicht habe.
Ines Geipel lebt in Berlin und hat vielfach zu Doping und weiteren Nachwendethemen publiziert. 2011 erhielt Ines Geipel das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Kosten5,- €, erm. 3.00 €
verbunden mit einer Theaterkarte "Der Parasit" ist der Eintrit frei.
Termine21.11.2015 19:00 - 21:30 Uhr