Di, 28. April 2015, 19:30 Uhr

Evangelische Stadtakademie Bochum, Westring 26 c

Lisa M. Stybor, Künstlerin, Berlin; Azat Ordukhanyan, Bochum

"Trail of Tears - Weg der Tränen" 1915 - Aghed, der Genozid an den Armeniern
Eine Vernissage mit Lisa M. Stybor. Einleitede Worte: Azat Ordukhanya

Am 24. April 1915 ließ die jungtürkische Regierung in einer breit angelegten Aktion armenische Notabeln und Intellektuelle in Konstantinopel verhaften, deportieren und ermorden. Dieses Datum gilt als Auftakt des Völkermords an den Armeniern (unter Mithilfe des Deutschen Reiches). - Ein bis heute unversöhntes, belastendes Thema.
 
Die deutsche Künstlerin Lisa M. Stybor hat sich auf die Spuren der armenischen Todesmärsche vor 100 Jahren begeben.
An authentischen Orten entstanden ihre Zeichnungen, die Schicksale festhalten und dem Unsagbaren Ausdruck verleihen.
 
"Trail of Tears - Weg der Tränen"
nennt sie ihre Ausstellung, die an diesem Abend eröffnet wird.
 
Ihre Bilder regen die Enkel an, zu reden - das Schweigen zu brechen, um vielleicht
"das Furchtbarste so (zu) sagen, dass es nicht mehr furchtbar ist, dass es Hoffnung gibt, weil es gesagt ist" (Elias Canetti).
An diesem Abend soll dieses Experiment gewagt werden, angeregt durch die Bilder von Lisa M. Stybor den eigenen Erinnerungen und den Geschichten der Familien zu folgen.
 
KEMAH
"Am Bahnhof angelangt erfuhr ich, dass erst am Abend ein Zug nach Kemah fahren sollte. Ein sehr freundlicher Bahnbeamter brachte mich mit seinem Auto zur nächsten Bushaltestelle, aber der Bus war wohl gerade weg. Kurze Zeit später hielt ein Taxi, was mich nach Kemah brachte.
Der Taxifahrer sprach kein Englisch oder eine andere Sprache, die ich verstehe. So fuhren wir an diesem strahlenden Morgen schweigend ca. fünfzig Kilometer entlang des Euphrats, auf einer menschen- und autoleeren Straße, durch eine idyllische Landschaft.
Hier auf diese Straße mußten vor hundert Jahren die Deportierten gegangen sein.
Plötzlich sah ich durch das Schweigen hindurch diese Menschen, zerlumpt und krank, mühsam sich weiter schleppend oder niederstürzend, hörte ihre Schreie und ihr Stöhnen. Und sie hörten nicht auf.
Sie begleiteten mich die ganze Zeit, bis wir nach etwa einer dreiviertel Stunde in Kemah ankamen." (Lisa M. Stybor)
 
Wir zeigen die Ausstellung zu den Öffnungszeiten der Stadtakademie
bis zum 25. Juni 2015.
Lisa Maria Stybor ist seit 1993 Professorin an der FH Anhalt in Dessau. Sie studierte Malerei und Plastik in Aachen und Oklahoma, 1988 T. G. Mays Purchase Award, 1989 Preis für junge Künstler der neuen Darmstädter Sezession, 1990 Preis zur Förderung von jungen Künstlern der Stadt Aachen.
Azat Ordukhanyan ist Vorsitzender des Zentralrates der Armenier in Deutschland, Bochum.
Kosten
Der Eintritt ist frei.
Termine28.04.2015 19:30 - 21:30 Uhr
28.04.2015 19:30 - 21:30 Uhr
28.04.2015 19:30 - 21:30 Uhr

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