So, 10. Mai 2015, 19:30 Uhr

ROTTSTR5 Theater, Rottstraße 5, 44793 Bochum

artENSEMBLE THEATER

Sophokles: A N T I G O N E
Von und mit: Susanne Hocke, Jürgen Larys

Auf Hegel ist das Missverständnis zurückzuführen, in "Antigone" würden zwei gleichberechtigte Standpunkte verhandelt: das "menschliche" Recht des Staates und das Recht des Individuums, das sich auf höheres, göttliches Recht beruft.
Sophokles' 442 v. Chr. uraufgeführte Tragödie spricht hier aber eine eindeutig andere Sprache: Antigone, die gegen das Verbot des Herrschers Kreon ihren Bruder Polyneikes beerdigt, wird zwar mit dem Tode bestraft. Sie findet genau darin jedoch zu persönlicher Freiheit und hält das Gebot der Menschlichkeit gesellschaftlich lebendig. Hybris und Verblendung aber liegen auf Seiten Kreons, der zu spät erkennt, dass er den Bogen überspannt hat: er verliert neben seiner Neffin Antigone auch Sohn und Ehefrau und fällt dem Wahnsinn anheim...
Die antike Tragödie und gerade "Antigone" ist in einem Augenblick, da die Menschheit auf scheinbar unausweichliche Katastrophen: Ökologie, Bankencrash - zusteuert, von dringlicher Aktualität: in der Frage, ob es menschliche Handlungsalternativen im Rahmen scheinbar überpersönlich ablaufender Geschicke gibt. Wolfram Ette hat in seiner 2011 erschienenen "Kritik der Tragödie" darauf hingewiesen, dass dabei nicht zuletzt - um mit Hartmut Rosa und anderen zu sprechen - Beschleunigungsphänomene die Ursache von Fehlentscheidungen sind: überhitzt werden Entscheidungen von großer Tragweite getroffen, die der Entscheidungsträger kaum überblicken kann, und die in den Untergang führen.
Das Theater und die Tragödie können hier zur Entschleunigung dienen: als Angebot eines Reflektionsraums, in dem die Gesellschaft - wie schon im 5. Jahrhundert vor Christus - darüber nachsinnt, wie Gegenwart und Zukunft zu gestalten sind.
Das artENSEMBLE THEATER setzt mit "Antigone" zwei bereits in Kooperation mit der Evangelischen Stadtakademie betriebene innere Themen fort: die mit "Faust" begonnene Analyse, wie Übereilung und ein gegen die Natur gesetztes menschliches Recht zwischenmenschlich, gesellschaftlich und global zu großen Verwerfungen führen, und die mit Helmuth James von Moltkes "Im Land der Gottlosen" aufgeworfene Frage der inneren Verpflichtung, in einem System des Unrechts für seine Überzeugungen sein Leben in die Waagschale zu werfen. Es verzichtet in seiner Inszenierung auf alle zu direkten politischen Zuschreibungen, um die inneren Konflikte des Stückes umso schärfer hervortreten zu lassen.
Ein Kammer- und Traumspiel, das um eine scharfe Grenze von Licht und Schatten kreist, und gleichzeitig eine Spurensuche über den Zeitraum von 2500 Jahren hinweg zu den Wurzeln unserer westlichen Zivilisation, in der doch kompromisslose Grausamkeit bereits angelegt ist.
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Kosten13,- €, erm. 7.00 €
Termine10.05.2015 19:30 - 21:30 Uhr
Das Problem eines als absolut behaupteten Wahrheitsanspruchs wird in mehreren Veranstaltungen der Evangelischen Stadtakademie behandelt.
 
In Kooperation mit ROTTSTR 5 Theater!