Evangelische Stadtakademie Bochum

Die nach dem Koreakrieg während des sogenannten Baby-Booms Geborenen bildeten in den 70er und 80er Jahren, der Zeit des südkoreanischen Wirtschaftswunders, den Hauptteil der erwerbstätigen Bevölkerung. Die Demokratie-Bewegung der 80er und 90er Jahre ebnete den Weg zur politischen Demokratisierung Süd Koreas. So ist der gesellschaftliche Wandel seit den 1990er Jahren durch die Entwicklung der High-Tech-Industrie und seit den 2000er Jahren durch eine Betonung kultureller Inhalte geprägt.

Aktuell steht Korea bedingt durch die Alterung der Nachkriegsgeneration und die weltweit niedrigste Geburtenrate vor rasanten demografischen Veränderungen, die die wirtschaftlichen Perspektiven des Landes verdüstern und durch neue soziale Risiken eine soziale Krise entstehen lassen können. Aus der wachsenden Zahl pflegbedürftiger Menschen folgt eine Überforderung der pflegenden Angehörigen. Durch eine gleichzeitig wachsende Scheidungsrate und einen damit verbundenen Anstieg der Zahl der Alleinerziehenden wächst die Bedeutung der Familienpolitik. Ferner ist zwar die Erwerbstätigkeit von Frauen gestiegen, aber der geschlechtsspezifische Einkommensunterschied hat sich immer noch nicht wesentlich verringert, sondern ist sogar eher gestiegen. Auch hat die Zahl von Frauen in Führungspositionen hat nicht zugenommen. Es ist ein Paradox der koreanischen Gesellschaft, dass die politische Beteiligung der Frauen zwar zugenommen, sich aber trotzdem die soziale Ungleichheit und Polarisation vertieft hat.

Die Situation in Korea ist anders als in Deutschland, zugleich ähneln sich die gesellschaftlichen Entwicklungen und Probleme aber aufällig. Der Vortrag lädt zum Vergleich und zu einem wechselseitigen Lernprozess ein.