Evangelische Stadtakademie Bochum

In mehreren Gesprächskreisen hat sich die Stadtakademie mit dem bedeutenden und umstrittenen Sozial- und Politikphilosophen Günter Rohrmoser befasst. Er hat weit in die Politik hinein gewirkt, galt am Ende als "neuer Konservativer", wurde in Kommissionen zum Marxismus oder zu den geistigen Ursachen des Terrorismus berufen. Diese Gesprächsrunde soll sich mit seiner Gegenwartsanalyse aus dem Blick Nietzsches beschäftigen und erlaubt einen Einstieg auch für diejenigen, die bisher nicht teilgenommen haben. Seine Vorlesung stellt die These auf, dass wir bewusst oder unbewusst in einer "Nietzsche-Kultur" leben, worin sich die enorme prognostische Kraft Nietzsches in bezug auf die Tendenzen des 20. Jahrhunderts zeige. Bekannt ist Nietzsches These von der Heraufkunft des "Nihilismus", des Verfalls der klassischen Metaphysik, Religion und Moral ("Tod Gottes"). Rohrmoser betont Nietzsches Konsequenz: "Die Menschheit kann nun mit sich anfangen, was sie will" und behauptet, dass diese Situation die Revolutionen des 20. Jahrhunderts - mehr als Marx - geprägt habe.

Wir wollen uns dieser Geschichtsanalyse - so weit es an einem Abend möglich ist - stellen und Nietzsches Alternative einer ästhetischen Rechtfertigung unseres nun wieder "tragischen Daseins" erörtern.

 

Im Anschluss an den Vortrag wird eine mögliche Fortsetzung des Arbeitskreises unter Leitung von Karl Wegener, Bochum, besprochen.

Dr. Hartmut Schröter ist Theologe und Philosoph.