So, 1. September 2013

60 Jahre Evangelische Stadtakademie Bochum

Sehr geehrte Damen und Herren,
 
am 15. September wird in diesem Halbjahr das Programm der Evangelischen Stadtakademie Bochum mit einem feierlichen Gottesdienst eröffnet. Wir feiern das 60-jährige Bestehen unserer Arbeit und wollen uns dabei auf die Grundlagen unseres Tuns besinnen. Wie könnte dies besser geschehen als in einem Festgottesdienst? Wir danken Gott für die guten Erfahrungen und Traditionen der bisherigen Arbeit und fragen nach Orientierung in seinem Wort. Genau dies meint ja das Wort "Evangelisch" in unserem Namen.
Gleichzeitig verstehen wir unsere Arbeit als einen Beitrag zu den Diskussionen über Herausforderungen, Chancen und Probleme unserer Stadt Bochum, an denen wir uns auch beteiligen wollen. Wir als Stadtakademie tun dies aus evangelischer Perspek tive im Sinn des biblischen Wortes: "Suchet der Stadt Bestes". (Jer. 29,7)
Mit dieser Haltung wollen wir weiterhin, wie es der Traditi on der evangelischen Akademiearbeit entspricht, "Forum" und "Faktor" in der Stadt sein: Ein offenes Forum, das zur Diskussion und auch zum Streiten einlädt, wobei wir als Stadtakademie uns bisweilen auch auf eine moderierende Rolle beschränken. Daneben wollen wir ein Faktor im öffentlichen Leben der Stadt sein, indem wir Projekte und Initiativen voranbringen, die für Bochum wichtig und hilfreich sind, etwa der Stelenweg jüdischen Lebens.
Getragen wird dieses Engagement durch eine ebenso grundlegende wie interessante, immer wieder Neues erschlie ßende Bildungsarbeit, für deren Konzeption wir unse rem Leiter, Pfarrer Arno Lohmann, danken.
Ebenso gilt der Dank den vielen haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden in der Stadtakademie, ohne die ein solch vielfältiges und reiches Angebot nicht zu verwirklichen wäre.
Die Evangelische Stadtakademie Bochum lebt seit ihren Anfängen von diesem Engagement vieler Menschen, die in einem evangelischen Geist an dem öffent - lichen Leben der Stadt teilnehmen und dieses gemeinsam mit anderen prägen wollen:
"Suchet der Stadt Bestes."
 
Professor Dr. Traugott Jähnichen,
Vorstandsvorsitzender
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Sehr geehrte Damen und Herren,
 
60 Jahre Evangelische Stadtakademie! Nachdem schon einmal 1933 für ein Jahr eine evangelische Akademie im Rahmen der Bewegung der Deutschen Chris - ten in Bochum bestand, um "den weithin der Kirche entfremdeten Kreisen der Gebildeten, von der Welt evangelischen Glaubens aus das große Geschehen unserer Tage zu deuten" (!), so Reichsbischof Adler, wurde bereits kurz nach dem Krieg im Februar 1946 in einer neuen Gemeindeakademie der Melanchthongemeinde damit begonnen, diese Vergangenheit aufzuarbeiten. "Glauben und Denken" wurden als zusammengehörende Seiten einer neuen Erwachsenenbildung erkannt. Zunächst trafen sich ältere Schülerinnen und Schüler mit ihren brennenden Lebens- und Glaubensfragen. Durch die Erfahrungen des Krieges bedingt, durch Hitlerjugend, BDM, die Bombennächte oder Flucht aus den Evakuierungsorten waren sie voll mit persönlichen, theologischen und politischen Fragen an ihre Kirche, an ihre Verkündigung und ihre Lehre. In diesem Vorgängerkreis der Stadtakademie um Pfarrer Wilhelm Schmidt fanden sie ihren Ort in Bochum.
Sehr schnell kamen Erwachsenenkreise dazu. Fragen des kirchlichen, des politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbaus in den Städten des Ruhrgebietes, des Landes und der jungen Bundesrepublik wurden und blieben Themen der Akademie. Die theologische und historische Aufarbeitung des Nationalsozialismus, des Widerstandes und das Verhalten der Kirche in dieser Zeit sind bis heute Schwerpunkte der Stadtakademie geblieben. Unter ihrem Leiter Dr. Manfred Keller trat die intensive Beschäftigung mit der Bedeutung des Judentums für die Kirche und unsere Gesellschaft dazu. Schon seit den Anfängen wuchs in einem "Una-Sancta-Kreis" die Überzeugung, dass die anstehenden Aufgaben des Neuanfangs in Kirche und Gesellschaft nur in gemeinsamer Ökumenischer Anstrengung zu leisten wären. Auch die konkreten Fragen der Lebensführung in Familie und Partnerschaft waren selbstverständliche Programmteile.
Mit diesem Themenspektrum dehnte sich die Akademiearbeit sehr bald auf das gesamte Stadtgebiet aus. Am 27. Juli 1953 wurde deshalb die "Evangelische Akademie Westfalen, Arbeitskreis Bochum e.V." gegründet. Die feierliche Eröffnung fand am 25. Oktober 1953 im neuen Bochumer Schauspielhaus statt. Damit sind wir die älteste Evangelische Stadtakademie in Deutschland.
In der ersten Satzung wird der Auftrag der Akademie so beschrieben: "Die Evangelische Akademie Westfalen, Arbeitskreis Bochum e.V. ist eine Stätte geistiger Auseinander - setzung und der Begegnung. Sie wendet sich an alle Mit - menschen, ohne Rücksicht auf Stand und politische Überzeugung. Es ist ihr Anliegen, im Lichte des Evangeliums Glaubens- und Lebensfragen zu klären und christliche Gemein schaftsformen zu entwickeln. Ihr besonderes Ziel ist die Bildung von Persönlichkeiten, welche von christlichem Verantwortungsbewußtsein getragen sind."
Diese Grundanliegen sind bis heute aktuell und bilden nach wie vor die Orientierung unserer Arbeit. Stets waren die Akademievorträge offen für alle, für Protestanten, Katholiken, Atheisten und nie auf einen innerkirchlichen Kreis beschränkt. Breit war das Themenspektrum von Anfang an, immer am Puls der Zeit, aber in durchaus kritischer Auseinandersetzung. Die kirchlichen, politischen, sozialethischen oder wirtschaftspolitischen Debatten hatten und haben für viele Referentinnen und Referenten durchaus ihren Reiz. Sie begegnen in der Stadtakademie interessierten, kritischen und diskussionsfreudigen Zuhörenden, spannenden Auseinandersetzungen und einer Streitkultur auf hohem Niveau.
Die Evangelische Stadtakademie ist so bis heute ein attraktives Forum für theologische und kirchliche Debatten, für die Entwicklung der Ökumene, für Dialoge der Religionen und Kulturen und in den letzten Jahren mehr und mehr für die zukunftsorientierten Themen der ÖkoSphäre zur Entwicklung einer gemeinsamen Zukunft sowie einer tragfähigen Spiritualität. Fragen der Lebensführung, auch in Krisensituationen, nehmen weiterhin den roten Faden aus den Anfängen auf.
Mit dem auf dem folgenden Geburtstagsprogramm lädt Sie die Evangelische Stadtakademie Bochum erneut ein zu diesem vielfältigen Nach- und Mitdenken, zu einer Erwachsenenbildung im Zusammenhang von "Glauben und Denken", spannenden Erfahrungen und vielleicht zu Neuentdeckungen.
In einem Festgottesdienst am 15. September in der Christuskirche ist der Ort für unseren Dank und unsere Orientierung für die Verantwortung in der einen Welt, in der wir in Verschiedenheit miteinander leben.
Lassen Sie sich einladen, Sie sind herzlich willkommen.
 
Im Namen der Mitarbeitenden und des Vorstandes
mit herzlichen Grüßen
 
Ihr Arno Lohmann
Kosten0,- €
Termine01.09.2013 ab Uhr