Mi, 8. Oktober 2025, 19:00 Uhr

Melanchthonkirche, Kleiner Melanchthonsaal, Königsallee 48, 44778 Bochum

Dr. Rudolf Tschirbs und Martin Röttger

Drei Filmabende mit dem FilmForum: 1968 als Zeitenwende
Zweiter Film: "Die fetten Jahre ...", Film und Dikussion

Thema in diesem Halbjahr:
1968 als Zeitenwende
Sobald man, als Zeitgenosse oder Zeitgenossin, darüber nachdenkt, was der Begriff Zeitenwende bedeutet, und damit beginnt, die eigene Biographie durch zu gehen, sieht man sich einer Flut, nein: einer Kaskade von Anlässen und Ursachen von Phänomenen gegenüber, die nur zögerlich ein Ordnungsmuster freilegen.
Erinnerlich ist, dass die Tagesschau einen Beitrag mit dem Kommentar unterlegte: „Die Jugend von Berkeley, Berlin und Bochum geht auf die Straße“. Jugendprotest war demnach etwas, das grenzüberschreitend war. Aber war es ein Protest gegen die Väter, also etwas, was zum Pflichtprogramm jugendlicher Identitätsfindung in allen Epochen gehört, oder hatte es einen spezifischen Ursprung in dem Amalgam spätkapitalistischer Konsumgesellschaften und spätimperialistischer Großmachtpolitik? War es plausibel, dass nicht nur Saigon brannte, sondern auch Kaufhäuser in Frankfurt am Main? Dass Staatsbesuche in Berlin durch Sitzblockaden gestört wurden, während Vorlesungen auf dem Campus in Schwabing oder Querenburg durch lustbetonte Sit-ins karnevaleske Identität annahmen? Und: Gibt es wirklich einen ernst zu nehmenden Motivstrang in unserer Generation, die Welt der Väter und Mütter in ihrer biographischen Gewordenheit, im Schatten des Nationalsozialismus, zu kartographieren?
Filme können, wie epochale Romane, Elemente einer Zeit in ihrem Weltbezug gültig einfangen: Worauf beziehen wir uns, wenn wir mutmaßen, 1968 sei auch für unsere Biographie einflussreich gewesen? Eine Filmreihe für Eltern und deren Kinder.
 
Zweiter Film: Die fetten Jahre …
Regie: Hans Weingartner
BRD, Österreich 2004, 127 min.
Mit: Daniel Brühl, Julia Jentsch, Stipe Erceg, Burghart Klaussner
Jan, Peter und Jule sind Mitte 20 und leben in Berlin. Die beiden jungen Männer, seit kurzem in einer Zweier-WG, haben eine Guerilla-Taktik entwickelt, mit der sie die reichen „Bonzen“ verunsichern wollen. Sie verüben Einbrüche in Luxusvillen, deren Alarmanlagen Peter kennt, stehlen aber nichts, sondern arrangieren die Inneneinrichtung um und hinterlassen die Botschaft Die fetten Jahre sind vorbei oder Sie haben zu viel Geld. Die Erziehungsberechtigten.
Der Film erhielt bei seiner Welturaufführung in Cannes Standing Ovation. Der SPIEGEL notierte seinerzeit: Der Film „ist vor allem eines: zeitgemäß. Wenn, und das steht zu hoffen, die Nonchalance Schule macht, mit der [der Österreicher] Weingartner hier Liebe, Generationenkonflikte und schwere existenzielle Fragen in rasante und begeisternde Komödie verpackt, dann könnte das deutsche Kino in Cannes bald wieder öfter mit standing ovations empfangen werden“.
Kosten
Der Eintritt ist frei.
Termine08.10.2025 19:00 - 21:30 Uhr