Di, 19. September 2023, 18:30 Uhr

Evangelische Stadtakademie Bochum, Westring 26c, 44787 Bochum

Prof. Dr. Dieter Beese wird Dr. Arne Bachmann vertreten

Francis Fukujama und die Identitätspolitik
Vortrag mit Diskussion

Vortrag: Francis Fukujama und die Identitätspolitik
Der amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukujama ist Sohn japanischer Einwanderer und in einer Pfarrersfamilie aufgewachsen. Als Direktor des Zentrums für Demokratie, Entwicklung und Rechtsstaatlichkeit am Freeman Spogli Institute for International Studies der Stanford University leitet er auch das Master-Programm in Internationaler Politik. In seiner Publikation „Identität. Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet“ (2019) setzt er sich vor dem Hintergrund seiner liberalen Demokratietheorie kritisch mit unterschiedlichen Formen von Identitätspolitik auseinander. Er plädiert dafür, das gesellschaftliche Zusammenleben nicht auf partikularen Identitäten sondern auf die in übergreifenden nationalen Identitäten anerkannte Prinzipien Rechtsstaatlichkeit, Gleichberechtigung und Demokratie zu gründen.
 
Einführung in die Reihe: Identitätspolitik, Aktivismus und Populismus, 9 Teile, 2023 und 2024
Leitung: Prof. Dr. Dieter Beese
Die Demokratie der Bundesrepublik Deutschland funktioniert auch in einer Zeit schwerer Krisen auffallend gut: Die Bürger wählen nach wie vor diejenigen bürgerlichen Parteien, die grundsätzlich miteinander koalieren können. Bei der Gesetzgebung arbeiten Regierung und Opposition in einzelnen Fällen zusammen. Radikale Parteien können sich zur Wahl stellen, kommen aber über parlamentarische Randphänomene nicht hinaus und werden als Regierungsparteien abgelehnt. Die Medien sind in ihrer Berichterstattung frei. Die Sicherheitsbehörden reagieren auf außerparlamentarischen Protest rechtsstaatlich und verhältnismäßig. Die Bürger sind zwar politisiert, agieren aber Protest und Zustimmung friedlich aus. Beklagt wird allerdings ein rau gewordenes Gesprächsklima. Debatten entzünden sich vornehmlich an Themen, die unter der Gesamtüberschrift „Identitätspolitik“ verhandelt werden. Es geht um Geschlechterbeziehungen, kulturelle Homogenität und natürliche Lebensgrundlagen. Die zentralen Kampfbegriffe sind: „Sexismus“, „Rassismus“ und „Klimakatastrophe“. Diese werden vorrangig in der Form von Populismus und Aktivismus ausagiert. Bei aller Breite und Leidenschaft der Debatte bedarf es allerdings auch der kritischen Selbstprüfung, ob diese Diskussionen tatsächlich die entscheidenden Gegenwartsfragen treffen.
Mit der Veranstaltungsreihe „Identitätspolitik, Aktivismus und Populismus“ möchte die Evangelische Stadtakademie Bochum zu einer gleichermaßen sachlich informierten wie kritisch argumentierenden Debatte und damit zur Meinungsbildung beitragen. Die Vorträge widmen sich exemplarisch einzelnen Personen, in denen sich einschlägige thematische Fragen besonders verdichten. Zwei Abende widmen sich den Phänomenen „Wokismus“ und „Gender Pay- Gap“. Ein Vortrag setzt sich mit der Frage auseinander, ob angesichts der Dominanz dieser Kulturthemen nicht die Bedeutung geopolitischer Realpolitik unterschätzt und die Zukunft der Freiheit fahrlässig gefährdet wird.
 
2023
29. Sept., 18.30 Prof. Dr. Tatjana Schönwälder, Judith Butler und die Gendertheorie
13. Okt., 18.30 Dr. Thorsten Dietz, Donald Trump und der Sturm auf das Kapitol
21. Nov., 18.30 Prof. Dr. Cinur Ghaderi, Wer oder was ist eigentlich „woke“?
 
2024
9. Januar, 18.30 Prof. Dr. Linus Hauser, Jürgen Habermas und die politische Vernunft
23. Januar, 18.30 Dr. Michael Lüders, Reden wir über die richtigen Themen?
5. März, 18.30 Alena Höfer, Kimberlé Crenshaw, Critical Race – Theory und Intersektionalität
23. April, 18.30 Prof. Dr. Susanne von Hehl, Zum Beispiel: Gender Pay Gap. Lässt sich Diskriminierung messen?
7. Mai, 18.30 Prof. Dr. Susanne Schröter, Identitätspolitik und politischer Islam
Mai/Juni, 18.30 Prof. Dr. Dr. Brigitte Falkenburg, Follow the Science
Dr. Arne-Florian Bachmann ist Assistent am Lehrstuhl für Systematische Theologie/Ökumene an der Universität Heidelberg, Studienleiter des Ökumenischen Wohnheims Heidelberg und Studiengangskoordinator am Diakoniewissenschaftlichen Institut der Universität Heidelberg. Seine Doktorarbeit schrieb er über das Thema „Gastlichkeit und Gemeinschaft. Christliche Vergemeinschaftung im Zeichen des Fremden“. Dabei beschäftigte er sich eingehend mit sozialphilosophischen, soziologischen und politisch-ethischen Themen rund um Fragen der Vergemeinschaftung. Zu Fragen der Rolle des Christentums im Zuge grundlegender kultureller Konflikte hat er publiziert und diese Fragen in zahlreichen Vorträgen angesprochen. Weitere Interessensgebiete sind: Fundamentaltheologie, kontinentale Philosophien (Dekonstruktion, Hermeneutik, Phänomenologie, psychoanalytisch inspirierte Philosophie); Grundlagenfragen einer christlichen Lebens- und Glaubensform in der Spätmoderne und ökumenische Theologie.
Kosten5,- €, erm. 3.00 €
Studenten und Empfänger von Bürgergeld haben freien Eintritt.
Termine19.09.2023 18:30 - 20:00 Uhr