Do, 9. September 2021, 19:15 Uhr

Q1-Eins im Quartier, Haus für Kultur, Religion und Soziales im Westend, Halbachstraße 2, 44793 Bochum

Prof. Dr. Andreas Hartmann

Die aufgehobene Zeit oder der Geschmack unserer Kindheit ES GILT 3G-Regel
Vortrag mit Diskussion

Unwillkürlich und ohne jede Vorwarnung sehen wir uns gelegentlich in die Zeit unserer Kindheit und Jugend zurückversetzt, ja, in solchen Augenblicken sind wir wieder die, die wir einst waren. Besonders Düfte und Geschmackseindrücke sind dazu geeignet, die Menschen auf Zeitreise in ihre eigene Vergangenheit zu schicken. Mit Geschmackserinnerungen erstehen zugleich auch die vergangenen Kinderszenen, die Menschen von damals, das Licht, die Räume, die Freuden und Verletzungen von damals wieder auf, und sie schieben sich so lebendig in die Gegenwart hinein, als seien die in der Zwischenzeit verflossenen Jahre und Jahrzehnte stillgestellt. Andreas Hartmann wird seinem Vortrag Erfahrungsberichte zugrundelegen, die er in seinem Büchlein "Zungenglück und Gaumenqualen. Geschmackserinnerungen" (C.H.Beck Verlag) zusammengetragen hat. Er wird erörtern, was es bedeutet, wenn die Vergangenheit in bestimmten Momenten nicht vergangen, sondern real präsent ist, wenn unsere Kindheitswelt und unsere Kinderkörpergefühle mit unserer Jetztzeit verschmelzen.
 
NOTIZ: Eine Audio-Datei wird nochmals erstellt werden und bald in der Mediathek zu finden sein.
Andreas Hartmann, geboren, aufgewachsen und Studium in Freiburg, beschäftigte sich zunächst mit Biologie und Mathematik, dann mit Musikwissenschaft, Ethnologie und Volkskunde. Er promovierte 1984 in Volkskunde mit seiner Dissertation über das Thema "Freiburg 1900. Zum städtischen Selbstbewusstsein der Jahrhundertwende." 1986-1992 war er Hochschulassistent am Seminar für Volkskunde in Göttingen mit Arbeiten zur Mentalitäts- und Wissenschaftsgeschichte. Die Ergebnisse seiner Feldforschung an der deutsch-deutschen Grenze veröffentlichte er in dem Buch Grenzgeschichten. Berichte aus dem deutschen Niemandsland (S.Fischer 1990, gemeinsam mit Sabine Künsting). 1993-94, während einer Vertretungsprofessur für Volkskunde in Hamburg, entstand das Buch "Zungenglück und Gaumenqualen" (C.H. Beck 1994).1997 habilitierte er in Marburg mit einer Studie zur Beziehung der Gedächtnisforschung zu den Kulturwissenschaften von 1870 bis 1930. Ab 1998-2018 Professor für Volkskunde in Münster. Er arbeitete zum Natur-Kultur-Verhältnis, zu kosmologischen Orientierungen des Alltagsbewusstseins, zur Nahrungsethnologie und unternahm ausgedehnte Feldforschungen in Issan (NO-Thailand) zu Ritualen, Seidenweberei, Ursprungsmythen, Ahnen- und Geisterglauben.
Kosten5,- €, erm. 3.00 €
Termine09.09.2021 19:15 - 21:30 Uhr