Sa, 12. März 2016, 11:00 Uhr

Evangelische Stadtakademie Bochum, Westring 26 c

Ministerin a.D. Heidemarie Wieczorek-Zeul; Dr. Medardus Brehl, Bochum; Dr. Hanns Lessing, Hannover

Völkermord verjährt nicht!
Der erste Völkermord im 20. Jhd. in Deutsch-Südwestafrika

Anlässlich des Endes der Kolonialherrschaft vor 100 Jahren im heutigen Namibia, ergriff der Bundestagspräsident Norbert Lammert im Juli dieses Jahres die Gelegenheit, sich in der ZEIT zu den Verbrechen an den Herero und Nama zu äußern. In dem Zeitungsartikel befürwortete er die Anerkennung des Völkermordes durch die Bundesrepublik: Wer vom Genozid an den Armeniern 1915 im Osmanischen Reich spreche, der müsse auch die Verbrechen des deutschen Militärs gegen die einheimische Bevölkerung im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika so bezeichnen, so schrieb er. Am Tag darauf gab das Auswärtige Amt auf einer Pressekonferenz bekannt, dass die Bundesregierung nun im Hinblick auf die Ereignisse des Krieges vor 110 Jahren von Völkermord durch die "Schutztruppe" im damaligen Deutsch-Südwestafrika spreche. Dies stellt einen Wendepunkt in der offiziellen Debatte dar.
 
Die Ev. Stadtakademie Bochum zusammen mit der Ev. Akademie Villigst (Schwerte) haben dies zum Anlass genommen, einen Studientag zum Thema des Völkermordes der deutschen Kolonialmacht im ehemaligen Südwestafrika durchzuführen.
Der Studientag beginnt mit einem Beitrag von Heidemarie Wieczorek-Zeul:
"Die Notwendigkeit der Anerkennung des Völkermords an den Herero und Nama. Welche Konsequenzen ergeben ich daraus"?
 Heidemarie Wiecorek-Zeul war die erste Politikerin, Ministerin und Regierungsvertreterin Deutschlands die offiziell bereits 2004 im Blick auf die Verbrechen der deutschen 'Schutztruppe' im damaligen Deutsch-Südwestafrika von Völkermord sprach.
Ihre Rede finden Sie hier.
 
Im Anschluss an Heidemarie Wieczorek-Zeul wird Dr. Medardus Brehl vom Institut für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhruniversität Bochum zu dem Völkermord aus der Sicht des Historikers sprechen:
"Diese Schwarzen haben vor Gott und Menschen den Tod verdient". Der Völkermord an den Herero in Deutsch-Südwestafrika - Ereignis, zeitgenössische Deutung, Erinnerung
 
Am Nachmittag wird Dr. Hanns Lessing auf der Basis dieser beiden Beiträge die Mitverantwortung der Vorgängerinstitution der Ev. Kirche in Deutschland, des preußischen Oberkirchenrats, in den Blick nehmen:
"Die Verantwortung deutscher Kirchen für den Völkermord in Namibia. Historische Perspektiven und gegenwärtige Diskussionen".
 
"Nichts ist schwieriger, als umzukehren", sagte 2005 der damalige Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, bei einer Ansprache, in der er den Anteil der Kirche am "ersten Völkermord im 20. Jahrhundert" bekannte. Inzwischen sind weitere 10 Jahre vergangen und die EKD-Bischöfin (für Ökumene und Auslandsarbeit) Petra Bosse-Huber benannte im Sommer 2015 die Pflicht der Kirchen, die Diskussion um die Anerkennung des Völkermords an Hereos, Nama und Damara 1904 - 1908 weiter zu führen - insbesondere deren kirchenpolitische Konsequenzen. Diese Forderung steht zum Abschluss des Studientags im Mittelpunkt.  
Sie sind herzlich eingeladen, sich an dieser Diskussion zu beteiligen.
 
Anmeldung =1234]hier oder: 0234-962904-66.
 
Ministerin a.D. Heidemarie Wieczorek-Zeul war von 1998 bis 2009 Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Dieses Amt behielt sie auch in der von 2005 bis 2009 von Bundeskanzlerin Angela Merkel geführten Großen Koalition. Als Ministerin setzte sie deutliche Akzente auf die internationale Armutsbekämpfung.
 
Dr. Medardus Brehl ist Historiker und Literaturwissenschaftler und arbeitet am Institut für Diaspora- und Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum. Er hat zahlreiche Aufsätze über Genozidforschung und Kolonialismus sowie zum Themenbereich Literatur und kollektive Gewalt veröffentlicht. Brehl ist Verantwortlicher Redakteur der "Zeitschrift für Genozidforschung".
 
Dr. Hanns Lessing, Pfarrer der Ev. Kirche von Westfalen war Dozent am Paulinum in Windhoek/Namibia, von 2007 bis 2015 Pfarrer in Schüren, ist Koordinator für die Generalversammlung in der Geschäftsstelle der Weltgemeinschaft reformierter Kirchen (WGRK), Hannover.
Kosten10,- €, erm. 8.00 €
inkl. kleinem Mittagessen und Imbiss
Termine12.03.2016 11:00 - 16:00 Uhr
Eine Kooperation von
Evangelische Stadtakademie Bochum, Pfarrer Arno Lohmann
und
Evangelische Akademie Villigst, Studienleiterin Birgit Weinbrenner

Es existieren Dateien zu dieser Veranstaltung in der Mediathek.