So, 31. August 2014, 18:00 Uhr

Evangelische Stadtakademie Bochum, Westring 26 c

Dr. habil. Hermann-Josef Röllicke, Düsseldorf

Lesung: "Vide, homo, quae pro te patior" - Gesänge aus der Wüstung

In einer Weltepoche, die von keinem Leidenden weiß, dem gegenüberstehend Menschen erkennen könnten, welche Verwüstungen sie anrichten, klingt der Ruf "Schau, Mensch, was ich für dich leide!" unverständlich. Es muss aber, wie Malebranche sagt, ein Hörender sein in seinem "natürlichen Gebet der Seele". Celans Dichtung war Antwort auf einen solchen Anruf.
Sind Dichtung und Gesang noch möglich, kann durch sie zu uns durchbrechen, was aus uns nicht zu sagen ist. Aus Unhören und Unsehen werden wir geboren. Was uns hörend und sehend macht, bleibt dennoch "wüst" im Sinne der Genesis: Das Wüste macht uns Geborene zu Ungeborenen, frei von Tod, und alles Ding und Geschehen der Welt zu Unentstandenem.
Solange wir Hörend-Gewordenen aber Sterbliche und Sterbende sind - wie könnten wir dem, der uns das "Schau, Mensch!" zuruft, nicht singen!
 
Einführung mit einem kurzen Vortrag über die Möglichkeit von Gedichten,
anschließend liest Dr. Hermann-Josef Röllicke aus seinem Gedichtband
"Vide, homo, quae pro te patior" - Gesänge aus der Wüstung, Berlin 2014, 132 Seiten, 19,80 €
Hermann-Josef Röllicke, geb. 1957 in Eschweiler/Rhl.; Studium der Germanistik und Philosophie in Aachen, der Sinologie und Philosophie in Tübingen und Shanghai; Promotion und Habilitation im Fach Sinologie. Übersetzungen und poetologische Veröffentlichungen zur altchinesischen Dichtung, Studien zur Philosophie des Daoismus und in den letzten Jahren vorrangig zum chinesischen Buddhismus und zum Denken der Religion überhaupt. Röllicke arbeitet seit 1998 am EKÔ-Haus der Japanischen Kultur in Düsseldorf, wo er seit 1999 ein Seminar zur Lektüre von Grundtexten des Buddhismus und seit 2003 das Düsseldorfer "Lehrhaus für das Denken der Religion" leitet; seit 2011 Dozent für Buddhismuskunde am Zentrum für Komparative Theologie und Kulturwissenschaften der Universität Paderborn. Herausgeber der EKÔ-Haus-Zeitschrift Hôrin: Vergleichende Studien zur japanischen Kultur; vielfältige wissenschaftliche Publikationen in Büchern, Zeitschriften, Monografien.
Kosten
Der Eintritt ist frei.
Termine31.08.2014 18:00 - 20:00 Uhr